Zukunft des Zoos: "Wir müssen uns Gedanken machen"
Der neue Direktor von Zoo und Tierpark, Andreas Knieriem, will einiges verändern - und schließt auch nicht aus, sich von der ein oder anderen Tierart zu trennen.
taz: Herr Knieriem, Sie sind bald der neue Chef in Tierpark und Zoo. Aufgeregt?
Andreas Knieriem: Aufgeregt nicht, aber Respekt habe ich schon. Schließlich ist es eine große Verantwortung, Zoo und Tierpark mit über 400 Mitarbeitern betriebsfest zu machen für die Zukunft.
Wissen Sie schon, was Sie ändern wollen?
Jeder kennt den Berliner Zoo mit seinen Stilbauten, da können wir stolz darauf sein. Wir müssen jetzt sehen, wie man die alten Stilbauten mit einer zukunftsfähigen Tierhaltung verknüpfen kann. Die größere Baustelle ist sicher der Tierpark, ein riesiges Gelände mit tollen alten Bäumen, man atmet dort Natur. Aber über die Präsentation der Tiere müssen wir uns Gedanken machen.
Was bedeutet das?
Dazu möchte ich mich derzeit noch nicht äußern. Natürlich denke ich darüber nach, wie es weitergeht. Aber ich werde zunächst mit dem Aufsichtsrat über Ideen sprechen, dann mit den Mitarbeitern. Dann erst werden wir an die Öffentlichkeit gehen.
Sie haben bereits gesagt, dass es mehr Schaufütterungen geben soll.
Wir sind verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Tiere einen abwechslungsreichen Tag erleben. Dazu können auch Schaufütterungen gehören. Sie sind eine gute Möglichkeit, den Besuchern Wissenswertes über ein Tier und die Faszination der Natur zu vermitteln. Ich bin auch offen für moderne Technik wie Webcams. Wir müssen es schaffen, dass die Besucher ein unvergessliches Tiererlebnis haben, und das mitten in der Stadt. So kann man auch die Botschaft der Bedrohung und des Artenschutzes besser vermitteln.
48, ist Veterinärmediziner. Er hat bereits den Zoo in Hannover zum Erlebniszoo umgestaltet. Den Münchner Tierpark Hellabrunn hat er als Direktor im Zooranking von Platz 12 auf Platz 4 gebracht. Nun übernimmt er die Leitung von Zoo und Tierpark in Berlin.
In vielen Zoos wird inzwischen Wert auf behavioral enrichment gelegt, also darauf, dass die Tiere beschäftigt sind.
Ja, der Tagesablauf der Tiere muss spannender werden. Das ist vor allem eine Herausforderung für die Pfleger. Dazu sollten wir zeitnah einen Workshop machen.
Kommt es für Sie infrage, den defizitären Tierpark zu schließen?
Nein. Berlin kann sich glücklich schätzen, beide Einrichtungen mit einer starken Tradition zu haben. Der Zoo spielt eine große Rolle bei den weltweit bestehenden Zoos, hier wird es darum gehen, einen internationalen Spitzenplatz zu etablieren. Der Tierpark mit dem vielen Platz, 160 Hektar, ist ein Zukunftsschatz. Ich plädiere dafür, an dieser Situation festzuhalten. Wir werden nichts im Zoo tun, was dem Tierpark schadet. Und nichts im Tierpark, was dem Zoo schadet. Aber natürlich müssen wir sehen, wie wir die Erträge vor allem im Tierpark verbessern können.
Die Bezirksbürgermeister von Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf wollen im Tierpark ein Freizeitbad bauen. Was halten Sie davon?
Auch dazu werde ich mich zu gegebener Zeit äußern.
Es gibt Zoogegner, die eine Haltung wilder Tiere mitten in der Großstadt kritisieren. Wie stehen Sie dazu?
Solche Kritik muss man sich gefallen lassen. Man muss zeigen, dass man die Tiere artgerecht hält. Es geht dabei nicht nur um eine funktionale Tierhaltung, die die Grundbedürfnisse abdeckt. Die Tiere sollten in einem Umfeld leben, das ihrer natürlichen Umgebung möglichst entspricht.
Für manche Tiere heißt das: Sie brauchen mehr Platz. Dann müssten andere Arten abgegeben werden.
Die große Artenvielfalt ist ein Kennzeichen von Zoo und Tierpark. Aber die Frage ist nicht, wie viele Arten man hält, sondern wie man sie hält. Ich will nicht ausschließen, dass wir uns von der einen oder anderen Art trennen.
Werden neue dazukommen, zum Beispiel Delfine?
Delfine sicher nicht. Da müssten wir viel Geld in die Hand nehmen, das wir für den Ausbau anderer Häuser benötigen.
Und wieder ein Panda?
Wenn es da eine Chance gibt und wir ihn vernünftig unterbringen könnten, will ich mich dem nicht verschließen. Pandas gehören schließlich zu Berlin.
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