Zuckmayer-Medaille für Robert Menasse: „Was soll ich armes Schwein sagen?“
So heftige Kritik war selten bei einer Preisverleihung. Aber eine Entschuldigung sollte angenommen werden, sagt die rheinland-pfälzische Regierungschefin Dreyer.
Mainz dpa | Der wegen falscher Zitate ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Wiener Autor Robert Menasse hat am Freitagabend den Literaturpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Bei der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille im Staatstheater Mainz würdigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) das Gesamtwerk des Schriftstellers und bezeichnete ihn als „Meister der Sprache“. Zu dem vor 40 Jahren zum ersten Mal vergebenen Preis gehört ein 30-Liter-Fass Wein aus Zuckmayers Geburtsort Nackenheim bei Mainz.
Mit Blick auf die gegen Menasse erhobenen Vorwürfe sagte Dreyer, die Diskussion habe deutlich gemacht, welch hohes Gewicht Sprache und die Regeln ihres Gebrauchs hätten. „Für das Gelingen einer demokratischen Debatte ist es unerlässlich, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen.“
Es sei „wahrlich kein leichter Weg bis zu diesem Festabend“ gewesen, sagte die Regierungschefin. Aber man sollte eine ehrliche Entschuldigung für Fehler auch annehmen „und nicht dazu nutzen, den Stab über die Person zu brechen“. Bei der Ankunft im Gästehaus der Landesregierung hatte Menasse am Mittag bekräftigt, künftig sorgsam auf die Trennung von Literatur und politischer Debatte zu achten.
Der falsche Umgang mit Zitaten verdiene Kritik, sagte der Salzburger Essayist Karl-Markus Gauß in seiner Laudatio, die wegen Erkrankung verlesen wurde. Dafür habe sich Menasse entschuldigt. „Dennoch ist es weiter das große Geschütz, das aufgefahren wird: Lüge, Betrug, Geschichtsfälschung, darunter geht es nicht mehr“, formulierte der Laudator und fügte ironisch hinzu, glücklich sei ein Land, in dem die schwersten Verfehlungen solche Fehler seien.
Bereits Ende 2017 warf der Historiker Heinrich August Winkler Menasse die Verwendung falscher Zitate vor. Zu Beginn dieses Jahres griffen auch Politiker die Kritik auf. Der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf hielt Dreyer am Freitag vor, mit der Auszeichnung Menasses den Grundsatz zu verlassen, „für Wahrheit im öffentlichen Diskurs“ einzustehen. Die Preisverleihung sei „ein schwerer Fehler“. Der stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende Joachim Paul bezeichnete Menasse als „Zitatfälscher“ und „linken Staatskünstler“.
In seiner Dankesrede beschrieb Menasse einen Traum, in dem er Carl Zuckmayer fragt: „Was soll ich armes Schwein in Mainz bloß sagen?“ Und er beschreibt, dass er sich im Traum in Zuckmayers „Geheimreport“ wiedergefunden habe: „Luftikus steht wegen unkorrekten Zitierens schwer in Kritik.“ Er müsse sich dabei auch selbst an die Nase fassen: „Er dreht zwar den Sinn nicht um. Aber wenn er zitiert, dann muss er doch wörtlich zitieren – sinngemäß allein ist kein Zitat.“
Leser*innenkommentare
C.O.Zwei
30 Liter Wein aus Nackenheim
sind dem Wohlbefinden des Preisträgers vermutlich zuträglicher als 30 Schüsse aus einer palästinensischen Bazooka. Danach verabschiedet sich auch ein Niederösterreicher leichter von den verbleibenden Illusionen eines nach EU-Normen als obsolet befundenen Nationalstaatlichkeitskonzepts.
Lowandorder
@C.O.Zwei Liggers. Von was auch immer.
Ha no. Wer nicht*¿* Gellewelle.
unterm——-selbst einem Jöhten - hm.
Ging nach drei Liter tgl. im Schnitt.
Das ein oder ander Verslein flöten.
Jedoch Burschenschafter Wasser&Wein
In sei geliebt Sachse’hause fiel ihm ein:
“Wein allein - macht dumm
Das beweisen die Herren am Tische.
Wasser allein macht stumm.
Das beweisen im Teiche die Fische.
Weil ich beides will nicht sein -
Trink ich Wasser vermischt mit Wein.“
Wie passend eingedenk - “konservativ bis reaktionär: wer einen ehemaligen Revolutionär anbetet“ - dieser heute wieder & hier (& auch a taz über Bande;( - unverfroren - via der retro “Nationalen Sache“ - abgefeierten nationalistischen Holzköpfe*¡* Newahr
Nö!
Statt EU vorantreiben - reformieren etc halbgarbräunliche Süppchen am eigen-egoistischen Herd - köcheln. KotzWürg.
Na - Si’cher dat. Da mähtste so fix - Nix.
Normal.
Na Mahlzeit
Melasse
Es ist eine Sache, wenn man betrügt und erwischt wird. Es ist eine andere Sache, wenn man dem Betrüger danach auch noch den roten Teppich ausrollt.
Der Vorgang entlarvt die ganze Dumpfheit der EU-Nationalisten, die uns regieren.
Dank Menasses Fälschungen kursieren bereits falsche Zweig-Zitate, wie
"Der Nationalismus hat die europäische Kultur und Zivilisation zerstört.".
Wo bitte hat Stefan Zweig das geschrieben?
Calliope
Wer sich fragt, wer den Terminus "nachnationale Demokratie" erfunden hat, wird nicht bei Professor Hallstein, sondern bei Dr. Wohlfahrt fündig:
"Als Europas größter integrierter Glücksspielkonzern unterstützt NOVOMATIC den Essay von Dr. Menasse, weil uns die Stärkung der Europäischen Union ein sehr großes Anliegen ist.
Dr. Menasses Streitschrift trägt wesentlich dazu bei, dass wir als Europäer zu denken und zu handeln beginnen.
Durch seinen Einsatz fördert er die Stärkung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und ein Umdenken zur nachnationalen Demokratie" so NOVOMATIC-Generaldirektor Dr. Franz Wohlfahrt.
www.ots.at/pressea...opaeische-landbote
Calliope
Zur Geschichtsfälschung gehört neben der Neuerfindung, auch das Weglassen zentraler Inhalte, die dem eigenen Politaktivismus nicht dienlich sind.
Hallstein wurde 1936 Dekan der Juristischen Fakultät Rostock und hielt hier nach dem Anschluss Österreichs und des Sudetenlandes seine Rede über "Die Rechtseinheit Großdeutschlands": "Die Schaffung des großdeutschen Reiches ist nicht nur ein politisches Faktum, eine Führertat von weltgeschichtlichem Rang, eine von den Taten, die die Karte Europas verändern und eine alte völkische Sehnsucht erfüllen.[...]Sie ist auch ein rechtsgeschichtliches Ereignis von außerordentlicher Bedeutung. Es gilt nun nicht mehr, das baufällig gewordene alte Haus zu erneuern, sondern auf erweitertem Grund ein neues Gebäude für die größer gewordene Familie zu errichten."
Dieses Bild des baufälligen Hauses, das nicht erneuert, sondern neu errichtet werden muss, das Hallstein über die (noch nicht veränderte) Karte Europas zeichnet, ähnelt in erschreckender Weise der Diktion, die Menasse über die Demokratie benutzt:
"Wir müssen stoßen, was ohnehin fallen wird, wenn das europäische Projekt gelingt. Wir müssen dieses letzte Tabu der aufgeklärten Gesellschaften brechen: dass unsere Demokratie ein heiliges Gut ist."
(1. Zitat: Matthias Schönwald, Walter Hallstein Ein Wegbereiter Europas, Stuttgart 2018, 2. Zitat: Robert Menasse, Der europäische Landbote, 2012)
Nach dem Anschluss Österreichs musste Carl-Zuckmayer fliehen. Die Herstellung der "Rechtseinheit" in von Deutschland besetzten Ländern schuf die rechtliche Grundlage der Judenverfolgung.
Lowandorder
@Calliope Ok Ok - “Alles schonn gesagt -
Aber halt noch nicht von jedem"
(Karl mit Vogelvau;)
Nein. Ihre zu bedenkenden Einwände in Ehren. Teile ich. Ihre Schlüsse - na ja - comme ci comm ca.
Aber - gebe bei allem Furor - vor allem - a.E. - “Österreich - Judenverfolgung."
Zu Bedenken. Tappen Sie besser nicht in dieselbe selbstreferenzielle Falle wie
Herr Martin Reeh “…Dabei hat gerade diese sich selbst als pro-europäisch verstehende Position etwas sehr Deutsches…"
& als Schlagobers -
“…Weil Deutschland (und Österreich) mit Auschwitz ein einmaliges Verbrechen in der europäischen Geschichte begangen haben, sollen auch alle anderen ihre Nationalstaatlichkeit aufgeben…"
(Ah ha. Da schau her. Geht's noch*?*)
&Däh! Nun. Robert Menasse ist - klar - österreichischer Jude. Wie passend.
Die drei Finger von Gustav Heinemann lassen - Grüßen*!* u.a. & auch. Gell.
& - sorry - aber - es gilt -
Was frauman schreibt - denkt frauman auch. Newahr.
Normal.
Njorp.
Lowandorder
Na bitte - Geht doch.
Liggers. Auf den “Geheimreport" hatte ich gewartet.
Schön.
unterm-------
de.m.wikipedia.org/wiki/Geheimreport
“Weiß Gott: Niemals hat ein Geheimdienst sein
Geld sinnvoller unter die Leute gebracht." (Klaus Harrprecht;)
Wohl wahr - & - da liegt die Latte.
Normal.
Lowandorder
@Lowandorder & Däh! & Zisch - Mailtütenfrisch -;)
“Zum Wohle!
Bestellt, den "Geheimreport".
Endlich wieder Meinungen statt Fakten.
"Ich glaube zu wissen..." Nur scheinbar paradox.
Wenn etwas plausibel klingt
weiß mensch noch nicht unbedingt,
ob es Prüfungen standhält.
Und die Frau Guérot
schaut doch sowieso
wie Pippi Langstrumpf in die Welt.
"Die Menschen glauben gern, was sie wünschen."
(G.J. Caesar - aka "Herr Kaiser")“
Yes. Let‘s have another round of booze.