piwik no script img

Zuckerbrot und Abschiebung für Bosnier

■ Innensenator Werthebach will die Rückkehr aller Flüchtlinge bis Jahresende mit Starthilfe und „moderaten“ Abschiebungen erreichen

Berlins Innensenator Eckart Werthebach (CDU) möchte erreichen, daß die in Berlin lebenden 14.500 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina in diesem Jahr weitgehend alle in ihre Heimat zurückkehren, freiwillig, mit Unterstützung oder unter mäßigem Druck. Dabei setzt er nach seinen eigenen Worten auf ein neues Starthilfeprogramm und weitere Abschiebungen, berichtete die Berliner Zeitung. Diese sollten allerdings in „moderater“ Weise geschehen, also nicht mit nächtlichen Massenabschiebung, die im Juli vergangenen Jahres überfallartigen Charakter angenommen hatten.

Von Abschiebungen ausgenommen seien Menschen mit Traumatisierungen und deren Familien, insgesamt sind das rund 2.000 Personen. Auch Zeugen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, Menschen über 65 Jahre ohne Verwandte in Bosnien sowie Flüchtlinge, die einen Antrag auf Weiterwanderung gestellt haben, seien nicht von den Ausweisungen betroffen. Sie alle erhielten nach einer neuen internen Dienstanweisung aus der Innenverwaltung eine Duldung mit Abschiebeschutz für zwölf Monate, wenn ihre letzte Duldung auslaufe, berichtete die Berliner Zeitung weiter.

Das neue Starthilfeprogramm will der Innensenator dem Senat voraussichtlich im Februar vorlegen. Es sehe vor, solchen Bosniern Rückkehrhilfe zu zahlen, die sich in Gruppen zusammenschlössen und ihre Heimkehr selbst vorbereiteten. Wichtig sei, daß sie in eine Kommune zurückkehren wollten, die aufnahmebereit sei.

Die Starthilfe für Einzelpersonen solle dagegen geringer ausfallen als beim Rückkehr-Programm vom vergangenen Frühjahr. Damals hatte die Rückkehrhilfe 2.500 Mark pro Person betragen. Dafür sollen die Gemeinden in Bosnien- Herzegowina mehr Aufbauhilfe erhalten. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen