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Zu wundern gibt's da nicht viel

■ betr.: „Klicken Frauen anders?“, taz vom 9.10. 97

[...] Ich frage mich nur, was der Inhalt der Cosmopolitan mit dem geringen Frauenanteil auf dem Internet zu tun hat. Sie ziehen doch wohl hoffentlich nicht den Schluß, daß alle Frauen, die sich zukünftig überhaupt ans Internet trauen, vom Kaliber Cosmopolitan-Leserin sind? Das wäre ein Schlag ins Gesicht jeder Studentin, Wissenschaftlerin, Softwareentwicklerin, Systemadministratorin usw., die das Internet zum Lernen, im Job oder zum wissenschaftlichen Arbeiten nutzen.

[...] Das Internet ist mittlerweile voll von Leuten – vornehmlich Männern –, wie Sie mir sicherlich nicht widersprechen wollen, die glauben, wenn sie in der Lage sind, einen Link anzuklicken, hätten sie das Internet verstanden und massenhaft Ahnung von Netzwerken noch dazu. Leute, die glauben, sie wüßten, wie ein Betriebssystem funktioniert, wenn sie in der Lage sind, Windoof95 von der CD zu installieren. Toll. Das ist es, was die Welt braucht: mehr Dilettanten.

Daß es sowenig Frauen auf dem Internet gibt (nach meiner Erfahrung ist der Frauenanteil auf dem Internet nicht geringer als der im Informatikstudium, also knapp zehn Prozent), liegt wohl eher daran, daß Frauen noch immer zuwenig Unterstützung im Umgang mit der Technik erfahren bzw. noch immer früh von ihrer Umgebung entmutigt werden. Frauentutorien („Was? Du gehst in ein Frauentutorium? Da gibt's dann doch gar keine Cracks, lernt man denn dann überhaupt was?“) helfen da wenig, und auch die Cosmopolitan wird da nicht wirklich was dran ändern, außer daß es zukünftig noch mehr Dilettantinnen gibt. Wenn man mehr Frauen in technischen Bereichen wie dem Internet sehen will, muß man bereits Mädchen im Umgang mit Technik ermutigen. Zu wundern gibt's da nicht viel – leider. Irina Leyde

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