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Zorro der Rächer

■ Italien wurde in Brasilien durch ein 3:1 gegen die hohen Favoriten aus Kuba Weltmeister im Volleyball

Berlin (adn) — Selbst König Fußball geriet am Montag in den italienischen Sportzeitungen beinahe zum Randthema — zum erstenmal hatte Italien den Weltmeistertitel im Volleyball gewonnen. Das Duell zwischen dem kubanischen Starangreifer Joel Despaigne und dem Liebling aller italienischen Volleyballfans, Andrea Zorzi, in Rio de Janeiro durfte „Zorro“ eindeutig zu seinen Gunsten verbuchen. „Ich habe ein gutes Gedächtnis. Nach dem Weltcupfinale meinte Despaigne zu mir, Kuba werde noch die nächsten vier Jahre das stärkste Team stellen. Nach unserem WM- Sieg gratulierte ich ihm und sagte: ,Okay, ihr stellt das stärkste Team, aber wir sind Weltmeister‘“, meinte der 25jährige Außenangreifer schmunzelnd nach dem WM- Finale, das seine Mannschaft mit 3:1 (12:15, 15:11, 15:6, 16:14) gegen die Männer von der Karibikinsel gewonnen hatte.

Für das 2,01 m große Azzurri- Idol geht mit dem Endspielsieg eine für einen Volleyballer unvergleichlich erfolgreiche Saison zu Ende. Neben dem „Grand Slam“ (Meistertitel, Pokalsieg, Europacuperfolg und Supercup-Gewinn mit Maxicono Parma) durfte sich der Star auch die Goldmedaillen bei der Klubweltmeisterschaft, dem Europachampionat in Schweden Ende vergangenen Jahres und bei den Goodwill-Games in Seattle umhängen lassen. Seine Stärken, harte Schmetterschläge und Sprungaufgaben, kamen auch im WM-Finale zum Tragen. Mit insgesamt 26 Punkten beeindruckte der inzwischen nach Mailand gewechselte Zorzi auch den starken kubanischen Block.

Julio Velasco, der argentinische Coach der Italiener, lobte neben Zorzi vor allem seinen Zuspieler Paolo Tofoli und zeigte sich zudem sehr angetan von den guten Annahmen seiner Akteure. Auf die Frage nach dem Geheimnis des Sieges antwortete er: „Das ist schwer zu sagen. Ich denke aber, vor allem die Geschlossenheit der Truppe spielte eine wichtige Rolle. Es war sicher ein Vorteil, daß alle Spieler in Italien geblieben sind und wir die WM-Vorbereitung konzentriert in Angriff nehmen konnten.“

Nachträglich erhebt sich die Frage, ob Italien in der Vorrunde vielleicht bluffte, als es die Kubaner beim klaren 0:3 im Gruppenspiel in Sicherheit wiegte. „Uns war klar: Die Kubaner sind Hauptanwärter auf den Titel. Insofern war es für uns nicht glücklich, mit ihnen in einer Gruppe ausgelost worden zu sein“, so Velasco, der von einem Bluff aber nichts wissen wollte. Frank Thomas

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