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„Zivilisiertes“ Handeln

betr.: „Die Befreiung brachte den Tod“, taz vom 28. 10. 02

Aus dem Artikel scheint mir recht eindeutig hervorzugehen, dass die allermeisten der 50 getöteten Geiselnehmer von Moskau exekutiert worden sind. Das scheint aber offenbar niemanden zu interessieren – nicht einmal die doch angeblich immer so kritische taz. Stattdessen fragt sich alle Welt, was für eine Art Betäubungsgas bei der Stürmung des Gebäudes verwendet wurde – denn dieses Gas hat ja auch vielen von den Guten das Leben gekostet.

Die Geiselnehmer, die ja wohl sicherlich ebenso betäubt gewesen sind wie ihre Geiseln, durch Genickschüsse zu „liquidieren“ ist offenbar eine völlig legitime Angelegenheit – wahrscheinlich sogar so sehr, dass jeder, der dieses Verfahren nur vage in Frage stellt, gleich als Terrorismus-Sympathisant gebrandmarkt wird. Es sieht so aus, als hätten wir die Lektion, die die Amerikaner uns seit gut einem Jahr zu erteilen versuchen, allzu gut gelernt.

Wer sich als „Zivilisation“, als „zivilisiert“ bezeichnet – und dies ist ja wohl die wichtigste Legitimationsgrundlage der so genannten Anti-Terror-Allianz –, der sollte bedenken, dass solch „zivilisiertes“ Handeln sich zuallererst daran misst, im Angesicht und unter der Bedrohung durch „Barbarei“ und Unmenschlichkeit nicht selbst barbarisch zu werden oder zu handeln. Menschenrechte – die doch als Pfeiler unserer „Zivilisation“ gelten –, die für bestimmte Menschen oder in bestimmten Situationen nicht gelten, sind keine Menschenrechte. KATHARINA PIETSCH, Bochum

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