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Zirkusdirektor empört über Steinbrück„Ich bin beleidigt“

Berufsclown und Roncalli-Chef Paul fühlt sich vom SPD-Kanzlerkandidaten diffamiert. „Clown“ sei ein ehrenwerter künstlerischer Beruf und kein Schimpfwort.

Roncalli-Chef Bernhard Paul will nicht mit Berlusconi verglichen werden. Bild: dpa

KÖLN afp | Der Chef des Circus Roncalli, Bernhard Paul, hat den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück wegen dessen Clown-Vergleichs mit italienischen Politikern scharf angegriffen. Er fühle sich durch Steinbrücks Clown-Äußerung „vor den Kopf gestoßen“, schrieb Paul dem SPD-Politiker in einem offenen Brief, welcher der Nachrichtenagentur AFP am Freitag vorlag.

„Ich bin mindestens so beleidigt wie der italienische Präsident“, fügte der Zirkuschef hinzu.

In dem Schreiben an Steinbrück erinnerte Paul daran, dass die Figur des Clowns Literaten, Filmemacher und Maler inspiriert habe. Steinbrück benutze das Wort Clown "nun als Schimpfwort für fragwürdige Politiker".

„Ich denke wir leben in einer Zeit, in der Politiker die politisch korrekt sein wollen, schon das Wort Zigeunerschnitzel nicht mehr in den Mund nehmen, in der Konditoren den Mohrenkopf am liebsten Schaumgebäck mit Migrationshintergrund nennen würden und Kinderbücher umgeschrieben werden, weil bestimmte Worte nicht mehr als tragbar erachtet werden“, schrieb Paul weiter.

„Und da passiert ausgerechnet Ihnen, dem Fettnäpfchen erprobten Spitzenpolitiker, das Malheur, einen ehrenwerten künstlerischen Beruf wie den Clown zum Schimpfwort zu degradieren – als Synonym für etwas Negatives“, kritisierte Paul in dem Brief. „Es grüßt Sie ein trauriger Clown“, hieß es am Ende des Schreibens.

Steinbrück hatte am Dienstag mit Blick auf den Ausgang der Wahlen in Italien gesagt: „Ich bin geradezu entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben.“ Einer davon sei der italienische Komiker Beppe Grillo, „ein beruflich tätiger Clown, der auch nichts dagegen hat, wenn man ihn so nennt“.

Der andere sei Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi, „ein Clown mit einem besonderen Testosteronschub“. Damit hatte Steinbrück auf Berlusconis Sex-Affären angespielt.

Der italienische Präsident Giorgio Napolitano sagte daraufhin ein geplantes Abendessen mit Steinbrück ab.

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9 Kommentare

 / 
  • FS
    Felix Stoßmeister

    Dieser Artikel ist ein Beispiel für unseriöse Berichterstattung.

    Ein Politiker sagt etwas mit Würze, nennt bspw. Silvio Berlusconi einen Clown, und schon taucht ein echter Clown auf, den das beleidigt.

    1. Dieser Clown verfügt anscheinend (wenn ich nur diesen Kommentar beachte) über kein Verständnis dafür, was Poliriker meinen, wenn sie etwas sagen. Denn natürlich wollte Steinbrück mit seinem Kommentar doch keine echten Clowns beleidigen.

    2. Das schafft es dann in die Zeitung, aber (und ich muss mich als Parteimitglied zu erkennen geben) vom SPD-Bürgerkonvent ist nichts zu lesen.

     

    Da bin ich von der Taz besseres gewöhnt.

  • M
    Marco

    Aber es stimmt schon. Berlusconi einen Clown zu nennen ist eine Beleidigung für alle ClownInnen.

  • R
    ridicule

    Paul, alter Trittbrettfahrer - lasset; nochens Kölsch für denn Herrn!

     

    ich bin mir sicher, daß Grock, Rivel, Popow

    - um mal die top guns ins Spiel zu bringen - um

    die Doppelbödigkeit und the dual use dieser schönen Bezeichnung wissen

    und sich - mit Verlaub - über solch Epigonengetue schlapp lachen.

    - schöööön! einarmiger Handstand auf der Stuhllehne und ab dafür.

    Was kümmerts einen Mann von Welt, wenn sich ein Hund an seine Hose stellt!

    - noch dazu son SPD-Pinscher!

  • UG
    Ute Gisela

    Aufruf der Clowninnen

     

     

    Movimento allerorten,

    junge Menschen zeigen jetzt,

    rote Karte den Konsorten,

    die sie durch das Leben hetzt,

    sie zur Ware degradiert,

    käuflich macht für den Profit,

    eine Hand die and’re schmiert,

    Menschen dabei ausradiert.

     

    Höchste Zeit sich zu erheben,

    Schluss mit Unterwürfigkeit,

    her mit selbstbestimmtem Leben,

    Freiheit, Recht und Einigkeit.

    Nein, nicht für ein Vaterland,

    und keine alt-marode Welt.

    Den Teufel mal’ ich an die Wand,

    damit der Mist zusammenfällt.

     

    Lasst gemeinsam uns dran bauen,

    an der Welt mit Herzverstand,

    die uns niemand kann versauen,

    keine unsichtbare Hand.

    Lasst nicht weiter euch regieren,

    souverän seid jetzt und vivo,

    ihr habt gar nicht’s zu verlieren,

    also, Tempo, Tempo Movimento!

  • F
    FranKee (Pirat)

    Lief das gerade wirklich unter "Deutschland", nicht unter "die Wahrheit"?

     

    Wie die Geschichte weitergeht?

    Nun: Der Peer wird sicher bald irgendwen als Kasper beschimpfen. Die empörte Reaktion der Augsburger Puppenkiste wird nicht lange auf sich warten lassen...

  • S
    spiritofbee

    Die Bezeichnung "Politiker" würde mich angesichts der aktuellen Untatbestände zutiefst beleidigen......

  • SR
    Stephanie Re.

    "Oh, Oh! Ich bin auch beleidigt!", rurft der Liebe Gott, der zur Zeit keinen Papst hat, der ihn vertritt. Da muss er selber die Stimme erheben, mal einen Blitz gezielt abfeuern - und ganz be-stimmt sich weiß verschmieren und bekleiden wie seine pontifices.

  • RB
    Rainer B.

    Recht hat er, der Bernhard Paul. Clown ist und bleibt ein ehrenwerter künstlerischer Beruf.

     

    Daneben verwendet man schon seit längerem den Begriff des Politclowns. Das ist keine Erfindung von Peer Steinbrück. Dieser Politclown meint nicht den Clown im Zirkus, oder den auf der Kinderstation etc.

    Näheres siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Politclown

     

    Peer Steinbrück nutzt bevorzugt solch bunte und bildreiche Begriffe, um eine Volksnähe zu suggerieren, die er nicht hat und auch nicht wirklich anstrebt - aber wählen sollen sie ihn gefälligst, die blöden Proleten.

  • Z
    Zomba

    ein artikel zum wegwerfen, steinbrück hat nunmal die wahrheit ausgesprochen und dafür die konsequenz kassiert....na und?

    Ich verstehe nicht, wie der Herr Clown sich darüber aufregen kann. wo sit die beleidigung? einfach nur unverständlich.