Ziele der Regierung in Niedersachsen: Potenzial in alle Richtungen
Die rot-grüne Koalition in Hannover hat gute Chancen, Niedersachsen zum Klima-Vorzeigeobjekt zu machen. Das Team ist jung und kann kooperieren.
![Steafn WEil vor bleuem Himmel, im Hintergrund sind Windräder zu sehen Steafn WEil vor bleuem Himmel, im Hintergrund sind Windräder zu sehen](https://taz.de/picture/5887259/14/Niedersachsen-Koalition-Kommentar-1.jpeg)
D ie vereinbarte Koalition der SPD mit den Grünen in Niedersachsen bietet eine große Chance. Dabei darf der alte und wohl auch neue Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bloß nicht den Fehler machen, ein „Weiter so“ würde reichen. Die Gefahr ist groß, schließlich hat Weil bei der Landtagswahl am 9. Oktober zusätzliche Stimmen für seine Partei geholt.
Zum Glück können aber auch die Grünen mit breiter Brust auftreten, denn sie haben die Zahl ihrer Sitze verdoppelt und damit knapp halb so viele Sitze wie die SPD im Landtag. Stephan Weil sollte dieses Momentum nutzen. Er sollte seine rot-grüne Koalition zu einer Zukunftskoalition machen und das Land zu einem Labor. Niedersachsen könnte zeigen, wie der Weg zu einer klimaneutralen Zukunft aussehen könnte.
Es bietet alle Voraussetzungen dafür, denn es gibt hier viel zu gewinnen und viel zu verlieren. Niedersachsen hat die höchste installierte Leistung an Windkraftanlagen, aber auch den Autobauer VW als großen Arbeitgeber und Finanzier des Landeshaushalts. Niedersachsen hat den Nationalpark Wattenmeer und die tief liegenden Marschgebiete, die der Klimawandel gefährdet, und zugleich Gasfelder vor der Küste und unter der Erde.
Sozialdemokraten und Grüne haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zum Ende des Jahrzehnts soll sich das Land zu 75 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgen, bis 2035 zu 90 Prozent, 2040 vollständig. Dabei gibt es auch windelweiche Kompromissformeln wie beim Thema Autobahnen, das die Koalitionäre beim Bund sehen. Das Thema Landwirtschaft hat bereits die alte rot-schwarze Landesregierung mit dem „niedersächsischen Weg“ für den Wahlkampf abgeräumt.
Ohne die FDP als Klotz am Bein
Künftig werden sowohl das Umwelt- als auch das Landwirtschaftsministerium von den Grünen geführt werden, sodass der Reformimpuls weiter reichen könnte. Dringend nötig wäre das angesichts der Massenställe, die das Land prägen und deren Gülle das Trinkwasser bedroht. Die Nöte der Bauern wie auch der Industrie seien bekannt, heißt es.
Zugleich wächst aber auch die Erkenntnis, dass es einen Wandel braucht, wenn etwa mit Schweinen kein Geld mehr zu verdienen oder das Ende des Verbrennermotors absehbar ist. Große Chancen also, in Niedersachsen ein rot-grünes Leuchtturmprojekt auf die Beine zu stellen, ohne eine FDP als Klotz am Bein. Dafür, dass das gelingen könnte, spricht ein junges Kabinett und dafür sprechen auch die mit fünf Verhandlungstagen sehr schnellen und offenbar harmonischen Koalitionsverhandlungen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München