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Zeugenaussage entlastet Hamadi

Der Zeuge Alfred Schmidt im Hamadi-Prozeß konnte den Angeklagten nicht identifizieren  ■ Von Johannes Nitschmann

Düsseldorf (taz) – Der über sieben Monate von libanesichen Terroristen in Beirut als Geisel gefangengenommene Siemens-Techniker Alfred Schmidt (48) hat den wegen dieses Entführungsfalles vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf angeklagten Abbas Hamadi (29) nicht als einen seiner Geiselnehmer identifizieren können. Schmidt sagte am Mittwoch vor dem Staatsschutzsenat als Zeuge aus, der Angeklagte habe „auf keinen Fall“ zu den drei jungen Arabern gehört, die ihn in der Nacht zum 21.Januar vergangenen Jahres aus seinem Hotelzimmer in West-Beirut mit Waffengewalt entführt hätten.

Die Fragen des Gerichts konzentrierten sich anschließend auf die Person des während der ersten Entführungstage als deutscher Dolmetscher in Erscheinung getretenen Arabers, bei dem es sich nach den Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft um Abbas Hamadi gehandelt haben soll.

Nach der Aussage des Zeugen Schmidt zielten nahezu sämtliche Fragen des bisher nicht einwandfrei identifizierten Dolmetschers darauf ab, wo weitere Deutsche, insbesondere Botschaftsangehöreige, in Beirut wohnten. Mit Waffengewalt und Faustschlägen habe man während der ersten drei Tage seiner Geiselhaft entsprechende Namen und Adressen von möglichen Landsleuten aus ihm herauspressen wollen: Da er jedoch niemals Kontakt zu Bundesdeutschen in Beirut gehabt habe, hätten die Geiselnehmer von ihm auch nichts erfahren können.

Der als Dolmetscher in Erscheinung getretene Araber, der fließend Deutsch „mit leicht thüringisch-sächsischem Akzent“ spreche, habe sich nach zwei, drei Tagen für seine Grobheiten gegenüber den Geiseln entschuldigt und ausdrücklich darauf hingewiesen, daß er mit dieser Entführung nichts zu tun habe. Nach Abspielen von Tonbändern mit der Stimme von Abbas Hamadi sagte Schmidt: „Die Stimme ist nicht identisch mit der Person, die während meiner Geiselhaft mit mir deutsch gesprochen hat.“

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