Zersplitterte Rechtsextreme: Neonazis suchen Heimat
Die radikale Kleinstpartei „Die Rechte“ löst sich in NRW auf. Sie soll mit der NPD fusionieren, aber nicht alle wollen mitmachen.
Das Landesamt für Verfassungsschutz NRW warnt aber, dies „bedeute keine geänderten Inhalte oder Aktivitäten, sondern nur eine geänderte Organisationszugehörigkeit“ – denn offenbar wollen Teile der „Rechten“ mit der ebenfalls rechtsextremen NPD fusionieren. Zuletzt sollen der Partei rund 500 Mitglieder angehört haben.
„Die Rechte“ war 2012 von dem wegen Volksverhetzung vorbestraften führenden Neonazi-Kader Christian Worch gegründet worden, der heute wieder als Bundesvorsitzender amtieren soll. Bei der Europawahl 2019 trat die Kleinstpartei mit der mehrfach verurteilten, heute 94-jährigen Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck als Spitzenkandidatin an. Die Partei war vor allem in Dortmund umtriebig; führende Funktionäre lebten im Stadtteil Dorstfeld, wo die Neonazis in der Emscherstraße zeitweise einen ganzen Straßenzug dominieren konnten.
In den vergangenen drei Jahren setzten sie dort allerdings die Antifa, das Bündnis „Dortmund gegen Rechts“ und verschärfte Polizeikontrollen unter Druck. Der offen antisemitische damalige Vizeparteichef Michael Brück, der zeitweilig dem Dortmunder Stadtrat angehörte, zog daraufhin Ende 2020 ins ostdeutsche Chemnitz, wo er bei der rechtsextremen Kleinstpartei „Freie Sachsen“ aktiv ist.
Die übrigen Funktionäre der „Rechten“ suchen jetzt offenbar Schutz unter dem Mantel der NPD: Deren Dortmunder Kreisverband wurde am 8. Januar, nur einen Tag nach der Selbstauflösung des Landesverbands der „Rechten“, wiedergegründet. Vorsitzender des NPD-Kreisverbands ist der mehrfach vorbestrafte Diplom-Jurist Sascha Krolzig, bei der „Rechten“ bisher Beisitzer im Bundesvorstand. Als Krolzigs Stellvertreter fungiert Alexander Deptolla, bisher Landeschef der „Rechten“.
Auftreten soll der wiedergegründete NPD-Kreisverband unter dem Namen „Heimat Dortmund“. Damit orientieren sich Krolzig und Deptolla am Kurs des NPD-Bundeschefs Frank Franz: Um die NPD weniger radikal erscheinen zu lassen, hatte der schon im vergangenen Mai versucht, seine Partei in „Die Heimat“ umbenennen zu lassen, war damit aber bei einem Bundesparteitag knapp gescheitert. Auch bei der „Rechten“ ist der neue Kurs nicht unumstritten: So erklärte der Duisburger Kreisverband der Splitterpartei bereits, trotz Selbstauflösung des Landesverbands „nicht in die NPD bzw. die Heimat übergehen“ zu wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass