piwik no script img

Zentral- und LandesbibliothekBücher zu Büchern

Der ZLB-Neubau entsteht nach dem Willen des Senats an der Amerika-Gedenk-Bibliothek. Baubeginn soll aber erst um 2025 herum sein.

Die Amerika-Gedenk-Bibliothek soll Teil eines 360 Millionen Euro teuren Neubaus werden Foto: dpa

Das hätte man auch schon vor vier Jahren haben können: An der der Amerika-Gedenk-Bibliothek (AGB) in Kreuzberg soll der Neubau der Zentrale- und Landesbibliothek, (ZLB) entstehen. Das hat der rot-rot-grüne Senat am Dienstag beschlossen – über vier Jahre, nachdem ein Volksentscheid mit der Randbebauung des Tempelhofer Felds auch einen dortigen ZLB-Neubau kippte.

Der Kreuzberger Standort war schon damals laut einer Studie im Auftrag des Senats der nächstbeste. Baubeginn – nicht etwa Eröffnung – soll laut Kultursenator Klaus Lederer (Linkspartei) um „Mitte der 2020-er Jahre“ sein. Kosten soll das Ganze 360 Millionen Euro, gut ein Drittel mehr als die bereits als teuer eingeordnete Planung für das Tempelhofer Feld.

Rund sieben Jahre also allein bis zum ersten Spatenstich? Die taz-Schüler-Praktikantin aus der 9. Klasse, die bei der Pressekonferenz nach der Senatssitzung Lederers Ankündigung mit verfolgt, hätte dann nicht nur schon das Abitur in der Tasche, sondern bei normalem Verlauf auch den ersten Uni-Abschluss.

Lederer räumt ein, er sei auch überrascht gewesen: „Ich habe mich selbst belehren lassen müssen, dass so ein komplexes Projekt mit einem Architektenwettbewerb seine Zeit braucht.“ Dem Baubeginn voran gehen ein Beteiligungsverfahren, Vor- und Bauplanung.

CDU: „Viel Zeit verloren“

Für die oppositionelle CDU-Fraktion und ihren kulturpolitischen Sprecher Robbin Juhnke war das eine Steilvorlage jenseits der WM-Fußballplätze: „Wir haben leider viel kostbare Zeit verloren.“ Die Christdemokraten hatten sich bereits 2015 – wie zuvor schon Volker Heller, der Chef der ZLB-Stiftung – für einen Neubau an der AGB ausgesprochen. Deren Gebäude soll laut Lederer erhalten bleiben und Teil des Gesamtprojekts sein, mit einem weiteren Gebäude oder zweien. Als mögliche Baufläche nannte der Kultursenator die gesamte angrenzende Grünfläche.

Innerhalb der Koalitionsfraktionen scheint die Entscheidung dabei noch nicht ganz ausgegoren. Während sie sich sonst in gemeinsamen Pressemitteilungen äußerten, taten sich hier nur die Fraktionen von Linkspartei und Grünen zusammen. Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek sah dabei einen „großen Schritt für Berlin“.

Presseerklärung ohne SPD

Ob das Fehlen der SPD bei der Presseerklärung daran lag, dass ihr Fraktionschef Raed Saleh vor Jahren einen ganz anderen Standort favorisierte, blieb offen. Saleh hatte 2014 nach dem Scheitern der Tempelhofer-Feld-Pläne vorgeschlagen, die ZLB nicht in einem teuren Neubau unterzubringen, sondern in das in absehbarer Zukunft leere Ethnologische Museum in Dahlem zu verlagern, Luftlinie zwölf Kilometer vom Roten Rathaus entfernt.

Die Zeit der reinen Buchausleihstation ist vorbei

Kultursenator Lederer

In der jetzigen Entscheidung war dann aber nicht Dahlem letzter Konkurrent des Kreuzberger Blücherplatzes, sondern das Marx-Engels-Forum. Dort jedoch hätte ein Bibliotheks-Neubau, so Lederer, fast die gesamte Fläche eingenommen und kaum Grünfläche gelassen, weil man wegen des schwierigen Baugrunds kaum hätte in den Boden hinein bauen können. Von den Kosten her unterschieden sich die beiden Varianten laut Lederer nicht.

Der Neubau soll die bisherigen beiden ZLB-Standorte – die Amerika-Gedenk-Bibliothek und die Stadtbibliothek in der Breite Straße in Mitte – und ihr Magazin am Westhafen zusammenführen. Kultursenator Lederer sprach von „einer der drängendsten Investitionen in der Stadt.“ Die ZLB-Leitung klagt seit langem über Platzmangel, in der Amerika-Gedenk-Bibliothek sind oft alle Plätze belegt. Der Neubau soll auch Begegnungs- und Diskussionsort sein – „die Zeit der reinen Buchausleihstation ist vorbei“, sagte Lederer, „Bibliotheken sind da, wo es gut gelingt, quasi Wohnzimmer der Stadtgesellschaft.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!