: Zara, 19, Fachabiturientin
Dass wir so vieles nicht machen konnten, anders als andere Jahrgänge, fühlt sich bis heute unfair an. Eigentlich war ich 2020 in der Profilklasse für Musik und Kunst und hätte Gitarre lernen sollen. Doch statt praktischem Unterricht gab es nur noch Arbeitsblätter und Zoom-Calls. Nicht alle hatten Laptops und Drucker, oft musste das Handy herhalten. Mein jüngerer Bruder und ich teilten uns einen Laptop und das Zimmer.
Überhaupt war es manchmal herausfordernd, mit meinen vier Geschwistern und meiner Mama in einer Wohnung zu leben. Gleichzeitig war ich froh darum. Als Einzelkind wäre ich vielleicht noch einsamer gewesen. Dank sozialer Netzwerke bin ich zumindest mit meinen Freunden in Kontakt geblieben. Außerdem war ich auch auf Discord – einem Gaming-Server –, um Leute kennenzulernen, dabei habe ich nicht mal gespielt. Das hatte noch etwas Positives: Weil dort alle Englisch sprachen, konnte ich meins auf Top-1-Niveau bringen.
Mit den Onlinecalls war richtiges Lernen unmöglich. Weil ich nur zu Hause war, hatte mich Schule irgendwann nur noch gelangweilt.
Für mich war Corona schwierig, ich hatte riesige Angst, Menschen in meiner Familie anzustecken. Zum Glück habe ich mich selbst nie angesteckt. Und ich habe mich auch impfen lassen zur Klassenfahrt. Trotzdem hatte ich auch Sorge, wie die Impfung bei mir wirkt.
Meinen mittleren Schulabschluss habe ich fast geschenkt bekommen, die Abschlussprüfung bestand nur aus der Klausur. Der Jahrgang über mir, die 2005er, mussten sogar nur eine Präsentation machen.
Bei meinen Prüfungen zum Fachabi merke ich immer noch die Lücken von Corona. Manche Lehrer haben das auf dem Schirm, andere kapieren das nicht und werten einen ab.
Immerhin weiß ich jetzt, wie ich gut lerne. Für mich ist wichtig, morgens rauszugehen und ich brauche eine Person vor mir, bei der ich nach der Stunde nachfragen kann.
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