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Zahlen zum SchulbesuchMigranten-Kinder machen selten Abitur

Eine Statistik belegt Benachteiligung: An Hauptschulen sind ausländische Kids über-, an Gymnasien unterrepräsentiert. 80 Prozent von ihnen kommen aus Europa.

Von sozialer Gerechtigkeit weit entfernt: Das deutsche Bildungssystem. Bild: dpa

WIESBADEN dpa/ap Nach wie vor haben Ausländerkinder in Deutschland nur geringe Chancen auf eine höhere Bildung. An Hauptschulen waren sie im Schuljahr 2006/2007 mit fast 20 Prozent deutlich überrepräsentiert, an den Gymnasien mit 4,3 Prozent deutlich unterrepräsentiert.

Insgesamt betrug ihr Anteil an allgemeinbildenden Schulen knapp 10 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag berichtete. Unter den Schulabgängern ohne Abschluss waren fast 20 Prozent Ausländer, bei den Absolventen mit Hochschulzugang nur 3,6 Prozent.

Im Wintersemester 2006/2007 waren an deutschen Hochschulen 246.400 Studenten ausländischer Nationalität eingeschrieben, davon hatten 58.000 ihre Zugangsberechtigung in Deutschland erworben. Die Zahl derer mit ausländischer Hochschulzugangsberechtigung stieg stark: von 103.700 im Wintersemester 1997/1998 auf 188.400 im Wintersemester 2006/2007. Entsprechend stieg ihr Anteil an der Gesamtzahl der Studierenden von 5,7 auf 9,5 Prozent.

Unterdessen ist die Zahl der Ausländer in Deutschland im vergangenen Jahr leicht gesunken: Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, besaßen Ende 2007 bundesweit etwa 6,74 Millionen Menschen ausschließlich eine ausländische Staatsangehörigkeit. Das waren rund 6.100 Personen oder 0,1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Knapp 402.400 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind im Laufe des Jahres 2007 nach Deutschland gezogen oder wurden hier geboren, fast 279.000 verließen Deutschland oder verstarben. Rund 129.500 Menschen schieden aus anderen Gründen aus dem Zentralregister aus, zum Beispiel durch Einbürgerung.

Die meisten Ausländer in Deutschland sind Europäer: Insgesamt hatten rund 5,4 Millionen oder 80 Prozent aller ausländischen Menschen in der Bundesrepublik einen europäischen Pass. Rund 35 Prozent oder 2,3 Millionen von ihnen kamen aus den 27 EU-Mitgliedstaaten, weitere 30 Prozent (2,0 Millionen) aus den drei Beitrittskandidaten Kroatien, Mazedonien und Türkei. Rund 15 Prozent (1,0 Million) kamen aus anderen europäischen Ländern.

12 Prozent stammten aus Asien, 4 Prozent aus Afrika, 3 Prozent aus Amerika, und 1 Prozent hatte keine oder eine ungeklärte Staatsangehörigkeit.

Die wichtigsten Herkunftsländer der hier lebenden Ausländer sind die Türkei mit einem Anteil von 25 Prozent, Italien mit 8 Prozent, Polen mit 6 Prozent, Serbien und Montenegro einschließlich der beiden Nachfolgestaaten mit zusammen 5 Prozent, Griechenland mit 4 Prozent und Kroatien sowie die Russische Föderation mit jeweils 3 Prozent.

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Ausländer in Deutschland lag Ende 2007 bei 17,7 Jahren. Mehr als ein Drittel von ihnen wohnte bereits seit mehr als 20 Jahren in der Bundesrepublik. Mehr als 70 Prozent waren seit mindestens acht Jahren im Land und haben so die notwendige Aufenthaltsdauer für eine Einbürgerung erreicht.

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2 Kommentare

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  • LK
    Lars Khoshroo

    Ich bin der Meinung, das Schule allein nicht unbedingt dafür verantwortlich ist un sein kann Migranten kinder zu integrieren. Ich habe selber einen Migrationshintergrund ohne Akademikereltern und kann sagen: "Ja, Deutschland bietet gute Möglichkeiten sich zu integrieren" Das Problem liegt an der fehlenden Information für Migranten wo denn diese Möglichkeiten liegen und was sie bringen.

     

    Problematisch sehe ich persönlich, das im ganzen Lärm um kriminelle Jugendliche und der Diskussion über den Umgang mit diesen, die gesund funktionierende Jugendarbeit und das Vereinswesen still und leise kaputtgespart wird.

     

    Ferner spüren wir auch schon G8. Jugendliche haben noch weniger Zeit für ihre Freizeitaktivitäten und die Sozialisation ausserhalb der Schule wirdimmer schwieriger. Die Kinder kommen immer gehetzter und gestresster bei uns an.

     

    Das ist kein Klima in dem man Zeit hat sich für den Nachbarn zu interessieren.

     

    Von effizienter Verwertung unseres Humankapitals sind wir daher noch sehr weit weg.

     

    Das Kernproblem liegt wohl in der extremen langfristigkeit dieser Investitionen. Erst 10 Jahre später spürt man die positiven Effekte.

     

    Kein Politiker kann also hier etwas für sich gewinnen und so bleibt es bei halbgaren, kurzfristigen Aktionismus ohne langfristigen Konzepten.

  • S
    Shrike

    Liebe Taz, da hätte ich aber gerne mehr gewusst.

     

    Der Artikel nennt Zahlen, die belegen, dass ausländische Schüler an Gymnasien unterrepräsentiert sind (an Hauptschulen umgekehrt).

     

    Daraus schlussfolgert die Taz, dass Benachteiligung vorliegt, es an sozialer Gerechtigkeit mangelt.

     

    Um diese These zu untermauern, wären jedoch weitere Fakten nötig.

    Es stimmt zwar vermutlich schon, dass es hierzulande bisweilen eine Benachteiligung von Schülern mit M-Hintergrund gibt.

    Aber es stellt sich auch die Frage, wie groß der Anteil solcher Benachteiligung an der vorliegenden Schieflage ist.

    Und woher kommt die Benachteiligung ?

     

    Immerhin stammen viele der Eingewanderten Familien nicht unbedingt aus Akademikerkreisen (Stichwort Gastarbeiter, weniger oft Gastakademiker wie etwa viele Deutsche momentan in der Schweiz).

    Dazu kommt die Frage der Deutschkenntnisse im Elternhaus und die Frage nach dem Stellenwert, der in den Familien der Bildung der Kinder beigemessen wird.

     

    Solche Informationen gilt es zu berücksichtigen, denn nicht immer werden vorhandene Chancen auch von allen gleich genutzt.