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Zahlen des InnenministeriumsLGBTI häufiger Opfer von Übergriffen

Behörden registrieren im ersten Halbjahr 130 Straftaten gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transsexuelle – das sind mehr als 2016. Volker Beck hatte die Zahlen angefragt.

Bei 29 Delikten handelte es sich um Körperverletzung Foto: imago/Le Pictorium

Berlin afp | Schwule und Lesben werden immer häufiger Opfer von Übergriffen. Die Behörden registrierten im ersten Halbjahr 130 Straftaten gegen Homosexuelle, Bisexuelle sowie Inter- und Transsexuelle, wie es in einer AFP am Mittwoch vorliegenden Regierungsantwort auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Volker Beck heißt. Im ersten Halbjahr 2016 waren es demnach nur 102 Fälle gewesen.

Im ersten Halbjahr 2017 wurden 70 Tatverdächtige ermittelt, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 58. Bei 29 Delikten handelte es sich um Körperverletzung, bei 30 um andere Gewaltdelikte. Es gab 25 Fälle von Volksverhetzung, sieben Nötigungen, sechs Propagandadelikte und fünf Sachbeschädigungen. Zudem wurden drei Fälle von Raub und eine Erpressung registriert.

Den Angaben zufolge waren 35 der 130 Delikte politisch rechts motiviert, bei einem Fall wurde „Ausländische Ideologie“ als Grund angegeben, in vier weiteren waren es „Religiöse Ideologie“. Die restlichen 90 Fälle waren aber keinem Motiv zuzuordnen.

Zunächst hatte Spiegel Online über die Zahlen berichtet. Beck erklärte in Berlin: „Fast 30 Prozent mehr homo-, trans-, und bifeindliche Straftaten – da müssen eigentlich alle Alarmglocken losgehen.“ Eine solche Steigerung sei „ein Armutszeugnis für die Präventionsarbeit der Bundesregierung“. Er fügte hinzu: „Wir haben jetzt gleiche Rechte, aber gleiche Entfaltungsmöglichkeiten setzen Freiheit von Angst vor Gewalt und Diskriminierung voraus.“

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) erklärte, es sei „beschämend, dass die Zahl der homophoben Straftaten in Deutschland zuletzt gestiegen ist“. Dies bleibe eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Homophobie darf überhaupt keine Chance haben in unserer Gesellschaft.“

In diesem Zusammenhang lobte Maas erneut die Entscheidung des Bundestages zur Einführung der Ehe für alle. Dies sei „ein klares staatliches Bekenntnis, dass Gleiches nicht länger unterschiedlich behandelt wird“.

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5 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Anmerkung zur Frage, wie Statistiken zu lesen sind:

    Eine erhöhte Zahl von registrierten Übergriffen (der Stichprobe) kann, auf die Erhöhung der absoluten Zahl der Übergriffe hindeuten (die Gesamtmenge), es könnte aber auch eine Erhöhung der Zahl der Anzeigen zum gegebenen Effekt führen oder es werden mehr Taten als homophob oder transfeindlich eingestuft (die Ausweitung der Auswahlkriterien für die Stichprobe aus der Gesamtmenge).

     

    Alarmiert bin ich über die Zahl auch, aber der naive Schluss von der Stichprobe auf die Geamtmenge wird dadurch trotzdem nicht analytisch zulässig.

  • Autokorrektur im ersten Satz: Lesben statt Leben.

     

    Danke für den Hinweis, haben wir ausgebessert. Die Moderation





    Ich muss aber gestehen, bei Zahlen von hunderten weiß ich immer nicht, wie aussagekräftig die Statistik ist. Trotzdem bedrückt mich das als Betroffene.

  • Könnte mir jemand bitte ein Beispiel für eine "ausländische Ideologie" liefern? Kann mir darunter auf Anhieb nichts vorstellen. Danke im Voraus.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Chris Toph:

      Graue Wölfe?

      Unter "politisch rechts" wird evtl nur "deutschnational" verstanden,könnte ich mir vorstellen.

       

      Rastafarismus geht vielleicht auch nicht als Religion durch.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Hallo Hannibal Corpse, danke für die Rückmeldung.

         

        Ihren Ansatz kann ich gut nachvollziehen, wobei diese Kategorie meiner Meinung nach zwischen nationalistisch und religiös eigentlich nicht so viel Sinn macht.