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Zähne zeigen

■ betr.: „Opposition zur Halbzeit mit Angriffsschwäche“, taz vom 22.10. 97

Bei der Einschätzung der Arbeit der Opposition von Grünen und PDS im Abgeordnetenhaus ist mir aufgefallen, daß das Verständnis des/der Autor/in für praktische Arbeit nicht sehr umfassend ist. Insbesondere finde ich es fragwürdig, daß der/die Autor/in unbedingt die Richtung der Parteien mit dem, wofür sich einzelne Abgeordnete engagieren, gleichsetzt. Nicht zur Geltung kommt dabei, daß politische Erfolge der Opposition Kleinkleinarbeit sind. Skandale aufzudecken und zu provozieren – wie es Medien inklusive taz gerne hätten – sind die seltene Ausnahme. Nicht zur Geltung kommt in dem Artikel ebenfalls, daß Abgeordnete für ihre Ideen oft erhebliche innerparteiliche Hürden nehmen müssen. Dabei ist dieses Einzelkämpfertum bei den Bündnisgrünen mit ihrem unausgewogenen Verhältnis der verschiedenen Parteiflügel noch einmal besonders brisant.

Daß der/die Autor/in, der kritischen Zäsur wegen, ausgerechnet an Riza Barans sehr guter individueller ausländerpolitischen Arbeit einen Mangel an politischen Positionen der Bündnisgrünen ausmacht, ohne die dabei vorgenommene Gleichsetzung von Person und Partei zu durchdringen, zwingt jeden Leser, der sich einigermaßen mit der Materie auskennt, nach derselben Methode Rückschlüsse vom Sachverstand des/der Autor/in auf den Sachverstand der ganzen taz zu ziehen.

Kein guter Redner zu sein heißt noch lange nicht, daß jemand keinen Biß hat. Es unter den derzeitigen politischen Verhältnissen zu schaffen, daß aus Berlin abgeschobene Menschen wieder zurückgeholt werden müssen, wie es Baran gelungen ist, beweist, daß der Mann mehr als nur Zähne zeigen kann. Franziska Zeller

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