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ZWISCHEN ISRAEL UND DEN PALÄSTINENSERN ESKALIERT ERNEUT DIE GEWALTDie Lösung heißt: einseitiger Abzug

„Es gibt keinen ‚Bumm‘, und dann ist alles vorbei“, hatte Ehud Barak vor ein paar Tagen erklärt. Damit hat er mehr als Recht. Angesichts dessen ist unverständlich, dass Israels Premier den Gaza-Streifen bombardieren ließ. Wie zu erwarten brachten die nächtlichen Raketen nämlich alles andere als eine Beruhigung. Im Gegenteil: Das bedingte Schießverbot, das Palästinenserpräsident Jassir Arafat seinen Männern verordnet hatte, hat nun endgültig keine Gültigkeit mehr. Dafür häufen sich fast täglich Attentate oder doch zumindest Attentatsversuche gegen jüdische Siedler und Israelis im Kernland. Und die Autonomiebehörde, die bereits im Oktober zahlreiche Aktivisten der islamisch-fundamentalistischen Widerstandsbewegungen auf freien Fuß gesetzt hatte, hat dieser Eskalation offenbar zuvor grünes Licht gegeben.

Was die Israelis nicht minder beunruhigen sollte als die Verschärfung der Lage im Lande, ist die Reaktion des ägyptischen Präsidenten Mubarak. Infolge der Bombardierungen hat der seinen Botschafter aus Tel Aviv abberufen. Nach 18 Jahren, als Ägypten zum letzten Mal diese Maßnahme gegen Israel ergriff, erreichen die Beziehungen Israels zum einflussreichsten arabischen Regierungschef in der Region damit einen neuen Tiefpunkt. Gleichzeitig hält Jordanien, das zweite Land in der Region, mit dem Israel ein Friedensvertrag verbindet, den Botschafterposten in Tel Aviv seit Wochen unbesetzt. Tunesien, Marokko und sogar Katar unterbrachen die diplomatischen Beziehungen infolge der Unruhen in den Palästinensergebieten. Und sogar die Amerikaner, Israels engste Verbündete, sehen die Luftangriffe nur sehr ungern.

All das ändert jedoch wenig an der Situation vor Ort. Dort sind die Bombenangriffe Teil eines Balanceaktes, zu dem der israelische Premierminister seit Wochen gezwungen ist. Hier die außenpolitischen Beziehungen und die Perspektive auf eine Rückkehr an den Verhandlungstisch – dort der Zorn im eigenen Volk und der Ruf von zigtausend Menschen nach Vergeltung. Auf beiden Seiten gedeiht die Hetze, und mit jedem Toten wird das Rad der Gewalt neu angetrieben.

Dabei ist klar, dass Aggression im Nahen Osten noch nie zu einer Lösung geführt hat – weder die Invasion im Libanon Anfang der 80er-Jahre noch die unsäglichen „Früchte des Zorns“, mit denen der Friedenspolitiker par excellence, Schimon Peres, 1996 den syrischen Präsidenten Hafis al-Assad an den Verhandlungstisch zwingen wollte. Genau das Gegenteil ist gefragt: ein einseitiger Abzug zumindest aus Teilen der besetzten Gebiete und die Konzentration jüdischer Siedlungen. Wenn das mit Arafat als „Nicht-Partner“ nicht geht, dann muss es Barak eben allein versuchen. SUSANNE KNAUL

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