Xing-Relaunch und LinkedIn-Börsengang: Business-Netzwerke im Wachstum
Das einzige deutsche Netzwerk, das kaum unter dem Marktführer Facebook leidet, ist Xing. Die Business-Plattform will das Design ändern, ein Konkurrent geht an die Börse.
BERLIN taz | Das Netzwerk Xing plant im Juni einen umfassenden Relaunch. Das zentrale Element ist dann wie beim Marktführer Facebook der Livestream. Anwendern stehe laut Xing-Pressesprecher Marc-Sven Kopka bald eine schlankere Hauptnavigation zur Verfügung. Die neue Struktur basiere auf umfangreichen Analysen, Tests und Beobachtungen, wie Xing genutzt werde.
Jedes neue Mitglied soll künftig die Netzwerkangebote auch intuitiv nutzen können, sagte Kopka der taz. Bisher ist die Plattform in Deutschland zwar Marktführer der sozialen Business-Netzwerke, würde aber gerne noch stärker am Marktanteil partizipieren. Für die Neukundengewinnung sei eine übersichtlichere Gestaltung und eine nutzerfreundlichere Oberfläche der Webseite dringend notwendig. Die neuen Mitglieder hätten die Logik von Web 2.0-Diensten noch nicht verinnerlicht, so der Pressesprecher.
Shannon Bain, Xings Chef-Designer, schreibt auf der Seite zum Launch: "Angelehnt an erfolgreiche mobile Anwendungen haben wir unsere Designs vereinfacht und jede Seite an einer zentralen Funktion, Idee oder einem Ziel ausgerichtet." Vorbild für den Umbau seien "erfolgreiche mobile Anwendungen" gewesen.
Xing-Nutzer, die schon vor Jahren ihr Profil anlegten, fühlen sich mit den Layout-Änderungen übergangen und beschweren sich schon jetzt über die anstehenden Neuerungen. Ein Leser kommentiert beim Mediendienst kress: "Xing sollte ein ordentliches Arbeitstool bleiben und keine hippe Freizeitbude".
Neue Jobangebote und Events bei Xing
Insgesamt erinnert das Konzept wegen der vertikalen Menüseite und der Vernetzungsmöglichkeiten an Facebook. So richtig neu erscheinen dagegen nur die Xing-Empfehlungen, die automatisch auf Job-Angebote oder Events hinweisen.
Über die Kopfleiste sortiert der Nutzer künftig, welche Nachrichten im Newsfeed Priorität haben. Nutzerbio und Kontaktdaten stehen weiterhin im Vordergrund. Per Klick auf die Inbox gelangt der Netzwerker auf Nachrichten – diese Funktion lehnt sich wiederum an die Apple-iPad-Optik an, die Nutzern auch schon bekannt sein dürfte.
Da sich Xing als Business-Netzwerk sieht, ist eine Abgrenzung vom alles dominierenden Netzwerk Facebook einfach. Die Verschmelzung von beruflichen und sozialen Kontakten zum US-Netzwerk kann jedoch niemand übersehen. Bestimmte Berufsgruppen, Unternehmerseiten, Arbeitskollegen und wichtige Karrieretipps finden sich genauso bei Facebook wie bei der deutschen Konkurrenz wieder, was die Platzierung Xings an der vorderen Front des Markts nicht ganz einfach machen dürfte.
Ein ehemaliger Xing-Nutzer und Grafikdesigner kann an den iPhone-Applikationen keinen Gefallen finden. Er schreibt bei kress, dass sich das Netzwerk selber abbaue. "Die guten Zeiten scheinen vorbei. Alle sind nun mit allen vernetzt und Xing ist nur noch ein besseres Adressbuch. Leider ist die iPhone-App ein Graus."
LinkedIn geht an die Börse
Mit den Premium-Mitgliedschaften als Kerngeschäft hat Xing ein Geschäftsmodell entwickelt, das neben den Erlösen aus der Online-Vermarktung von Events, E-Recruiting und Werbung erhebliches Wachstum verspricht. In Deutschland läge die Nutzung von beruflichen sozialen Netzwerken gerade mal bei fünf Prozent, während in den USA schon zehn bis fünfzehn Prozent der Gesamtbevölkerung Mitglied in einem Business-Netzwerk seien, so der Presseverantwortliche Xings.
Das Markt-Potenzial ist zwar da, aber auch zukünftig Premium-Mitglieder zu gewinnen, könnte schwieriger werden, denn trotz der Marktführung als Business-Netzwerk verliert Xing an Boden. Gegenüber dem März büßt das Netzwerk 7,9 Prozent seiner Mitglieder ein, lässt sich dem Google Ad Planner Tool entnehmen.
Der amerikanische Netzwerk-Konkurrent LinkedIn hat indes zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit seinen Börsengang aufgestockt. Die US-Firma wird nun statt mit über drei Milliarden Dollar mit mindestens vier Milliarden Dollar bewertet. Die Nachfrage nach den Aktien ist so hoch, dass es sich LinkedIn erlauben könne, den Preis pro Wertpapier auf 42 bis 45 Dollar anzuheben. Das geht aus dem am Dienstag aktualisierten Börsenprospekt hervor.
Xings Vorsprung auf den amerikanischen Business-Konkurrenten ist aber immer noch enorm. Laut dem Google Ad Planner Tool kam Xing im April auf 3,5 Millionen Besucher, während LinkedIn nur 1,6 Millionen Besucher hatte. Der eigentliche Gewinner des Monats April unter den Netzwerken ist laut Angaben des Medienportals Meedia Jappy.de. Das Netzwerk verbesserte sich um 2,4 % (auf 4,3 Millionen) Besucher.
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