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Woytila lobt Waldheim

■ Klagen über wachsende Judenhetze in Österreich

Berlin (afp/taz) - „Ihr bisheriges Wirken im internationalen Leben als Diplomat und Außenminister Ihres Landes wie auch während Ihrer verantwortungsschweren Tätigkeit in der weltumspannenden Organisation der Vereinten Nationen war stets der Friedenssicherung unter den Völkern gewidmet.“ Mit diesen Worten empfing am Donnerstag Papst Johannes Paul II. den österreichischen Staatschef Kurt Waldheim im Vatikan. Papst Woytila fügte hinzu: „Ihre daraus erwachsenden Lebens– und Berufserfahrungen können Sie nun nach Ihrer Wahl zum höchsten Repräsentanten des österreichischen Volkes in den Dienst Ihres auch von mir hochgeschätzten Landes stellen.“ Das katholische Kirchenoberhaupt sprach 35 Minuten lang unter vier Augen mit dem umstrittenen österreichischen Präsidenten. Weniger freundlich beurteilten 20 jüdische und katholische Überlebende der Nazi–Vernichtungslager das „Wirken Waldheims im internationalen Leben“, das seiner diplomatischen Laufbahn vorausging: Während einer Demonstration von mehreren Hundert Menschen auf dem Petersplatz errichteten sie einen Galgen, auf dem zu lesen stand: „Waldheim bot den Galgen an, der Papst bietet ihm das Kreuz“. Auch in Österreich gingen die Proteste gegen Waldheim weiter. Die Vereinigung Jüdischer Hochschüler hatte am vergangenen Wochenende in einem offenen Brief an Bundeskanzler Vranitzky und Außenminister Mock über zunehmenden Antisemitismus geklagt. Fortsetzung auf Seite 6 Reportage auf Seite 7 Daraufhin zog die Jüdische Gemeinde Österreichs am Donnerstag mit konkreten Vorwürfen nach. Der Brief spricht von antisemitischen Angriffen und Beleidigungen, die vor allem am vergangenen Wochenende stattgefunden hätten. Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Wien, Paul Grosz, erklärte, Passanten hätten am vergangenen Samstag orthodoxe Juden bespuckt, als diese die Synagoge im Wiener Stadtzentrum verlassen hätten. Anderen orthodoxen Juden sei mit dem Hitlergruß begegnet worden. Derweil wächst die Zustimmung der Österreicher zu ihrem Präsidenten laut einer jüngst durchgeführten Umfrage der Zeitschrift „Basta“: 61 Prozent der Befragten würden heute für einen Verbleib Waldheims im Amt des Bundespräsidenten stimmen, sieben Prozent mehr als ihn letztes Jahr gewählt haben. Und 41 Prozent der Befragten vertraten die Ansicht, in der „Affaire Waldheim“ sei der Jüdische Weltkongreß der Hauptschuldige. In dem Schreiben der Jüdischen Gemeinde heißt es dazu: „Der Judenhaß, der sich hier manifestiert... ist Ausdruck einer bisher latent gewesenen Fehlhaltung, die sich nun zur Manifestierung legitimiert fühlt.“ ant

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