piwik no script img

Wowereit schaltet ein

Senat stimmt Eingliederung der Bewag in die Vattenfall Europe AG zu.Dafür soll die Zentrale des neuen Energieriesen bis mindestens 2010 in Berlin bleiben

Sie drucksten herum und sprachen viel von „guten Lösungen“ bei der Eingliederung der früher landeseigenen Bewag in den neuen Energieriesen Vattenfall Europe AG. Doch wie viele zusätzliche Steuermillionen es bringt, wenn die Zentrale des künftig drittgrößten deutschen Stromversorgers bis mindestens 2010 in Berlin steht, mochten weder Unternehmenschef Klaus Rauscher noch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auch nur annäherend sagen. Konkreter wurden sie bei den Jobs: Rauscher bestätigte frühere Bewag-Angaben, wonach es bis 2007 keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll.

Unter dem Dach von Vattenfall Europe als Holding fasst der schwedische Energieriese Vattenfall – „Wasserfall“ – seine deutschen Töchter zusammen: die Hamburger Electrizitätswerke (HEW), die Bewag und die ostdeutschen Veag und Laubag zusammen. Größer sind auf dem deutschen Markt nur RWE und E.on. Hoffungen auf den Sitz der Holding hatte sich auch Hamburg gemacht, dem man gestern offenbar nicht offen vorrechnen wollte, wie viele Steuern nicht in dortige Kassen gehen, sondern zwischen Berlin und Brandenburg aufgeteilt werden.

Noch im Sommer 2001 schien das Konstrukt fraglich, weil an der Bewag noch US-Anteilseigner Mirant beteiligt war und sich mit Vattenfall nicht einigen konnte. Mirant aber gab vor einem Jahr überraschend seine Anteile ab. Das Land hatte 1997 seine verbliebenen Anteile an der Bewag an den Mirant-Vorläufer Southern Energy und die später in E.on aufgegangenen Unternehmen Viag und Veba verkauft, sich aber ein Mitspracherecht bei Weiterverkäufen bewahrt.

Ver.di-Gewerkschafter Uwe Scharf, Vize im Bewag-Aufsichtsrat, begrüßte wie Wowereit die Verschmelzung. Nach bisherigen Planungen sollten von derzeit rund 5.000 Bewag-Jobs im Jahr 2005 kaum 4.000 übrig sein. Nach jetziger Zusicherung sind es bis 2007 mit den 150 Arbeitsplätzen bei der Holding in der Chausseestraße in Mitte 4.350.

Vattenfall-Europe-Chef Rauscher, auch Aufsichtsratschef der Bewag, sieht die Konzernzentrale über den jetzt vereinbarten Zeitpunkt 2010 hinaus in Berlin. Die Bewag als Tochter hat eine Standortgarantie bis 2018. „Wir wollen über 2018 hinaus die Kunden in Berlin versorgen.“

Auch unter direkter Regie von Atomstrom-Hersteller Vattenfall soll gesichert sein, dass die Bewag dem Land auch weiterhin keinen Atomstrom liefert. Das war eines der Kriterien, als das Land die Versorgung seiner Gebäude – auf die rund 10 Prozent des Berliner Stromverbrauchs entfallen – im Juli erneut an die Bewag vergab. „Pacta sunt servanda“, Verträge seien einzuhalten, sagte Rauscher.

STEFAN ALBERTI

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen