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Wolfsregionen in EuropaViele Kälber gerissen

In Nordkastilien waren zuletzt 36 Prozent der von Wölfen getöteten Nutztiere Rinder. In Frankreich sind Zäune oft zwecklos.

Wolfswache: Am Freitag wollen Bauern dafür werben, den Schutz der Tiere zu lockern Foto: Bauernbund Brandenburg

Berlin taz | Wölfe können in erheblichem Ausmaß nicht nur Schafe, sondern auch Rinder fressen. Das zeigen Zahlen aus der spanischen Region Castilla y León, in der das Raubtier anders als hierzulande nicht ausgerottet wurde. Dort waren laut Regionalregierung rund 36 Prozent der 2.769 im Jahr 2015 von Wölfen getöteten Nutztiere Rinder.

Die Rinderhaltung hat für die Landwirtschaft eine bei weitem größere Bedeutung als die Schafhaltung. Tier- und Umweltschützer wollen, dass Vieh nicht nur im vergleichsweise engen Stall lebt, sondern auch auf die Weide darf. Viele Bauern sehen die Weidehaltung nun aber auch durch Wölfe bedroht. Naturschützern zufolge kann es nur „in seltenen Fällen Wolfsangriffe auf Rinder geben“. Denn diese Tiere seien Wölfen zu groß. Schafe seien stärker gefährdet, könnten aber mit Zäunen oder Hunden geschützt werden.

Doch in Frankreich stammten im vergangenen Jahr 91 Prozent der rund 9.800 gerissenen Tiere aus geschützten Haltungen, wie der taz Laurent Garde mitteilte, der Wissenschaftler am französischen Forschungsinstitut für die Praxis der Weidewirtschaft in der Region Alpes-Méditerranée ist. Teilweise hätten die Beutegreifer sogar 1,8 Meter hohe Elektrozäune überwunden.

In der nordspanischen Region Asturien ist der Protest gegen das Raubtier drastisch: Vergangenen Februar brachte dort jemand einen Wolf um, schlang ein Seil um den Hals des blutigen Kadavers und hängte ihn an einem Mast am Rande einer viel befahrenen Straße auf. „Es war die zweite Warnung – man weiß nicht genau, an wen – in weniger als drei Tagen“, schrieb die Zeitung El País. Denn kurz vorher waren zwei weitere Wölfe illegal geschossen und auf dem Parkplatz eines Supermarkts abgelegt worden. Ähnliche Vorfälle hatte es in Italien gegeben.

Zahl der Risse überschaubar

„Es deutet sich eine Spezialisierung von Problemrudel-Wölfen auf Schafe, Damwild und/oder Rinder an, auch in Niedersachsen und anderen Bundesländern“, warnte Eckehard Niemann, Pressesprecher der ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Niedersachsen. „Wenn der Wolf in nördlichen Ländern im Rudel Elche jagt, dann kann er auch Rinder jagen“, sagte Frank Michelchen, Wolfsexperte des konservativen Bauernbunds Brandenburg.

Bisher sei die Zahl der Risse überschaubar, aber die Wolfspopulation habe erst seit Kurzem stark zugenommen. „Mit Herdenschutzmaßnahmen können wir katastrophale Verhältnisse wie in anderen Regionen Europas allenfalls herauszögern.“ Es sei eine „systematische Lüge“, dass in anderen Regionen Wölfe akzeptiert würden.

Naturschützer ­glauben, dass die Probleme in Deutschland lösbar sind

Der Bauernbund veranstaltet am Freitagabend „Wolfswachen“ in Brandenburg – erstmals gemeinsam mit dem größeren Bauernverband. Neu ist auch, dass daran Umweltminister Jörg Vogelsänger sowie eine Staatssekretärin teilnehmen wollen. Der SPD-Politiker erklärte, die Situation spitze sich zu, die Kosten für Prävention und Entschädigung drohten „aus dem Ruder zu laufen“. Wolfswachen dienten früher dazu, etwa durch Feuer und menschliche Präsenz die Raubtiere abzuschrecken. Der Bauernbund nutzt sie vor allem, um auf seine Forderung nach einer Bejagung des Wolfs aufmerksam zu machen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bezweifelte, dass die Situation in Castilla y León und Frankreich übertragbar auf Deutschland ist. „Die Naturraumausstattung in Spanien ist eine andere, die Haltungsbedingungen sind anders“, sagte Naturschutzleiter Magnus Wessel. In den Alpen ließen sich Herden schwieriger schützen als in der Ebene. „Wenn ich geschützte Rinder und einen Wildbestand habe, der funktioniert, ist das Problem auch sehr klein.“ Das würden die bisherigen Erfahrungen aus Deutschland be­legen.

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14 Kommentare

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  • Könnte es nicht auch sein, dass wir uns in unserem durchindustrialisierten deutschen Lande partiell eine ziemlich romantische und naive Sichtweise auf "Mütterchen Natur" und ihre Erscheinungsformen angeeignet haben? Hat 'Onkel' Walt Disney uns in unseren Kinderstuben nur nette TV-Geschichten erzählt die nun langsam nach hinten losgehen?

    Nun, wenn man in DIE ZEIT ONLINE vom 16.4.2015 zu lesen bekommt, dass im Zeitraum 1980-2000 in drei indischen Bundesstaaten 273 Kinder von Wölfen getötet wurden, dann sollte man langsam aufhören Probleme zu ignorieren, bloß weil sie nicht in unsere uns liebgewordene Weltsicht passen.

  • Ich kann mir ehrlich gesagt beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass das (noch) lange gut geht.

     

    So traurig und unökologisch es auch sein mag, aber hungrigen Wölfen möchte ich auch nicht begegnen oder ihnen meine Zuchtrinder oder -schafe und Kinder täglich anbieten.

  • Es werden immer noch mehr Schafe von Hunden gerissen als von Wölfen.

  • Großartiger Artikel herr Maurin;

     

    endlich einmal Sachlichkeit anstatt diese dauernden Märchen über den Wolf als Kuscheltier. In einer vom Menschen derartig veränderten Kulturlandschaft wie der unseren, gehört der Wolf, zum Wohle des Wildes und der Landwirtschaft reguliert.

    • @DerWaldschrat:

      Sie meinen natürlich: “ Zum Wohle der Jäger, Wildfleischkonsumenten und der Landwirtschaft“. Wenn der Wildbestand nicht vom Wolf reguliert wird, übernimmt das der Mensch – was für die betroffenen Tiere wohl kaum eine Rolle spielt. Soviel Ehrlichkeit sollte drin sein.

  • Ja natürlich reißt ein Wolf im Rudel Schafe und auch Rinder. Die muss er ja nicht mal jagen. Sie stehen sozusagen fressfertig doof rum. Allzeit Brunch.

    Deswegen wurde der Lupus ja europaweit nahezu ausgerottet. Weil er sich einfach nicht belehren und nach den menschlichen Bedürfnissen ausrichten lassen wollte. Jetzt wird und ist er per Gesetz streng geschützt. Es lebe das Ungleichgewicht und die Kampagne. Von wem wohl erzeugt? Vom Wolf? Ich kann die geschädigten Landwirte in ihrem Zorn verstehen. Nur das Geschreibsel des Herrn Maurin ist fast unerträglich. Klar, man muss Wölfe nicht mögen. Sie aber deswegen verteufeln? Kindisch und offensichtlich ohne echten Wissenshintergrund.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    Ich denke, so ähnlich muss es gewesen sein, als die Menschen in Deutschland und vielen anderen Ländern in Europa damit begannen, den Wolf gnadenlos zu verfolgen. Geschichtenerzähler zogen durch die Lande und berichteten vom grauenvollen, brutalen und blutrünstigen Wolf, der alles und jeden angreift und tötet.

    Mein Vorschlag, wie wär es mit ein bisschen Umverteilung, geben wir den Viehzüchtern, denen der Wolf ein Rind getötet hat, doch etwas von dem Geld, welches die EU als Subventionen an die industrialisierte Landwirtschaft verteilt?

  • Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich.



     

    Die Moderation

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Lupophobie?

     

    What 's next?

  • Nächster Teil einer persönlichen Antiwolf-Kampagne von Herrn Maurin? Da lässt sich aber jemand feiern auf den einschlägigen Wolfsgegner-Seiten. Beispiele aus Regionen ohne direkten Zusammenhang aus fernen Regionen und ohne die entsprechenden Hintergrundinformationen kommen da immer gut. Besonders wenn sich dann noch ein "Wissenschaftler" findet der im bezahlten Auftrag der Weidetierhalter den Abschuss der Wölfe als einzige Lösung Propagiert. Übrigens sind wir im Wahlkampf. CDU, FDP und AFD fordern die Abschaffung des EU Schutzstaus für Wölfe. Auch wenn das Strafzahlungen bedeuten sollte. Grüne, SPD und Die Linke stehen zum internationalen Artenschutz. Bin hier wohl in der falschen Zeitung? Teile diesen Artikel trotzdem mal in unsere Facebookgruppe "Schützt die Wölfe". Wird aber wohl keine neuen TAZ-Freunde generieren. Vielleicht doch besser auf die irreführende Tatze im Logo verzichten?...

    • @Tom Schulze-Helmke:

      Übrigens: Die taz-Tatze ist natürlich keine Wolfstatze. Wenn Sie den Wolf als politisches Logo suchen, dann müssen Sie sich schon in ner völlig anderen Richtung umsehen, nämlich bei Nazis und Faschisten. Die türkischen Grauen Wölfe geben da schon mehr her - und nicht nur die.

      Wieso das nun wohl wieder so sein mag ...?

    • @Tom Schulze-Helmke:

      "Anti-Wolf-Kampagne" ???

      Also ich weiß nicht recht... Da erscheinen mal zwei Artikel zum Thema und schon wittern Sie eine 'Kampagne'?

      Ausgerechnet Sie, der Sie kundtun eine "Schützt die Wölfe"-Kampagne in Ihrer Fakebookgruppe zu betreiben?

      Merkwürdig!

  • Dann bin ich ja mal gespannt, wann die TAZ ihr Logo in eine Einhorn-Sihouette ändert…

    Jetzt, wo sie doch mit dem Pfotenabdruck einer scheinbaren Bestie werben.