Wolfsburg-Verfolger Nummer 2: Zu geizig für psychologischen Kleinkrieg
Der VfB Stuttgart diskutiert nach dem 2:0 gegen Cottbus entspannt alle seine Optionen. Lieber kauft man keine Zeitungen mehr, als sich auf bayerische Provokationen einzulassen.
Zu geizig für den psychologischen Kleinkrieg
STUTTGART taz | Wenn es eine perfekte Demonstration der Gelassenheit gibt, hat sie der VfB Stuttgart an diesem Sonntagmorgen in Vollendung vorgeführt. Nur Hüpfburg und Planschbecken fehlten noch, um die Botschaft abzurunden: Der letzte Rest der Saison, dies Finale in München um die Champions League ist zumindest für uns ein Kinderspiel. So ziemlich alle VfB-Profis hatten ihre Kinder zu einer gemütlich anmutenden Trainingseinheit der Schwaben mitgebracht. Schon am Vortag, beim 2:0-Sieg über Cottbus, liefen manche der Spielerkinder als Ballmädchen oder -jungen mit in die Mercedes-Benz-Arena aufs Spielfeld. Am Sonntag schoss man Fotos fürs Familienalbum, Mario Gomez mit dem Sprössling, Jens Lehmann mit dem von anderen Teamkollegen. Später joggte Gomez ("Wir gewinnen 2:1 in München") in beschaulicher Geschwindigkeit um die Rasenplätze am Klubzentrum. Eine Stunde war er von Physiotherapeuten und Vereinsärzten wegen seiner schmerzenden Wade behandelt worden. Es schaut gut aus. Für Samstag und für München. Gegen Cottbus hatte Gomez nur 22 Minuten gespielt.
Manager Horst Heldt blinzelte gut gelaunt in die Sonne und gab die Wochenlosung aus: "Wir stehen nicht unter Druck. Wir haben unser Saisonziel erreicht, unter Druck stehen andere, die andere Ziele haben als nur Platz vier". Cacau allerdings, Schütze des 2:0 gegen Cottbus, hatte da wohl nicht zugehört: "Wir haben immer gedacht, dass noch etwas drin ist. Wir fahren jetzt nach München, um Platz zwei zu schaffen."
Damit das gelingt, wird der 36-Jährige in München wieder seinen Glückbringer mitbringen, den er seit Wochen am Revers bei den Spielen trägt. Darauf sind die Buchstaben "ALS" und der Spruch "Ich habe einen Traum" zu lesen. ALS steht für Albertville Realschule in Winnenden, die seit dem Amoklauf mit 16 Toten geschlossen ist und keine 20 Kilometer von Stuttgart entfernt liegt. "Wir hatten Besuch von Schülern aus Winnenden, und ich trage den Sticker als Talisman", sagte Babbel, will sich aber ansonsten nicht auf psychologische Spielchen aus München einlassen: "Uli Hoeneß weiß, wir sind Schwaben und kaufen uns keine Zeitungen, weil wir unser Geld sparen wollen", sagte er grinsend.
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