■ Lokalkoloratur: Wolfgang Joop
LOKALKOLORATUR
Der Mann hat einfach Format. Kleinformat, Großformat, Ganzseitenformat, Querformat, Hochformat. Eine einzige Zeitungsspalte, noch dazu versehen mit einem Winz-Foto, wird ihm eigentlich nicht gerecht. Wolfgang Joop ist allgegenwärtig. Ob als Anzeige oder Schlagzeile, mit Jacket oder ohne, völlig egal. Hauptsache das „!“ stimmt. Gerade hatten wir uns daran gewöhnt, den makellosen Astralkörper des Hamburger Schneiders allmontäglich im Spiegel betrachten zu dürfen, da denkt sich die Werbeabteilung seines Mode-Unternehmens auch schon einen neuen PR-Vorstoß aus. Verbindung zur Kokain-Szene. Whow! Richtig schön verrucht. Da verkauft sich das neueste Parfum gleich doppelt so gut, ist die Herbst-Kollektion schon ausverkauft, bevor sie überhaupt auf dem Kaufhaus-Kleiderständer baumelt. Vielleicht ist ja ein Briefchen eingenäht. Und wer weiß schon, was so alles drin ist in einem Duftwässerchen? Wirklich ein prima Reklamegag. Oder sollte es tatsächlich wahr sein? Der träumerische Blick, dieses wunderbare Strahlelächeln, das selbst Raissa Gorbatschow bei ihrem Hamburg-Besuch faszinierte, alles ein Kunst-Schnee-Produkt? Oh nein, wir wagen nicht daran zu denken, daß all' die Gerüch(t)e wahr sein sollten, die Wolfgang Joop umschwirren. Ein kokszockender Ex-Stasi-Agent, Diener des mächtigen Schalck- Golodkowski, darauf angesetzt, unsere Sinne mit Nadel, Faden und Zerstäuber zu verwirren, auf daß uns doch noch die realsozialistische Erleuchtung kommt? Das wollen wir nicht glauben. uex
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