■ Wohnungswechsel: Reise in „Feindesland“
Ralf, 29 Jahre, Bühneninspektor
Ich fühle mich zwar in Prenzlauer Berg wohl, kann mir aber auch vorstellen, nach Westberlin zu ziehen. Nach Berlin 61, so in die Nähe vom Böcklerpark. Wäre fast besser, denn am schlimmsten ist hier die Hundescheiße. Viele Wessis sind zwar arrogant, aber es gibt auch bekloppte Ostberliner. Oft sind die Wessis allerdings oberflächlicher und hauen mehr auf den Putz. Aber das haben sie wohl so gelernt.
Nicole Oehmcke, 25 Jahre, Krankenschwester
Ich wohne in Lichtenberg und habe kaum Kontakte zu Westberlin. Es ist irgendwie eine fremde Stadt für mich, lauter, greller und auch bunter. Im Osten scheint mir vieles einfacher zu sein, denn hier bin ich zu Hause. Schade, daß die meisten Kneipen in Prenzlauer Berg inzwischen auch von Wessis betrieben werden. Das Café „Westpfahl“ beispielsweise, aber da gehe ich auch nicht mehr hin.
Ingrid und Heinz Kuhn, 63 bzw. 67 J., RentnerInnen
Wir leben seit 60 Jahren in Prenzlauer Berg, und so schnell kriegt uns hier keiner weg. Obwohl wir zwischendurch schon überlegt hatten, zu unserem Sohn nach Wilmersdorf zu ziehen. Der Zustand unserer Wohnung war einfach zu schlecht. Jetzt wird unser Haus aber von einem Westberliner rekonstruiert. Neue Fenster und ein Bad, die Miete erschwinglich – da gibt es nicht viel zu meckern!
Richard Hermes, 47 Jahre, Werbewirt
Ich komme aus Tiergarten und kann mir durchaus vorstellen, auch in den Osten zu ziehen. Zum Beispiel in Pankow würde ich gern wohnen. Es ist auch sicher einfacher, im Osten zu leben, die Ellenbogenmentalität ist noch nicht so ausgeprägt. Im Westen sind die Vorurteile viel stärker. Meine Ex- Frau sagt immer: „Was, du willst schon wieder ins Feindesland?“
Umfrage: Anja Nitzsche
Fotos: Bente Gewing
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