Wohnungsnot in Unistädten: Teures Pflaster für Studierende
In Hamburg suchen tausende Erstsemester bezahlbaren Wohnraum. Gerade ausländische Studierende stehen lange auf den Wartelisten.
„Wenn zum Wintersemester circa 15.000 Erstsemester ihr Studium in Hamburg aufnehmen, wird es naturgemäß eng auf dem Wohnungsmarkt für Studierende“, sagt Jürgen Allemeyer, Chef des dortigen Studierendenwerks. Doch Notschlafplätze in Turnhallen brauche man nicht, Studierende suchten und fänden im Laufe der nächsten Wochen Wohnraum, zum größten Teil auf dem öffentlichen Wohnungsmarkt, wo laut Sozialerhebung 90 Prozent ihre Bleibe finden, etwa weil andere ihren Abschluss machen.
Auch von den 2.200 haben schon einige einen Platz gefunden; inzwischen stehen 1.672 auf der Warteliste. Im Vorjahr harrten im Oktober aber nur halb so viele auf der Liste aus.
Die größte Not haben ausländische Studierende. Sie bilden den Löwenanteil der länger Unversorgten auf der Warteliste und haben es offenkundig schwerer als Einheimische auf dem Wohnungsmarkt. Deshalb sind auch 40 Prozent der Wohnheimplätze für diese Gruppe.
Wohnungen werden teurer
Laut Allemeyer tut die Stadt schon Einiges, um die Not zu lindern. Sie bietet in 25 Wohnanlagen 4.350 Plätze mit Mieten zwischen 250 und 399 Euro. Weitere 700 Plätze seien bis 2021 geplant. Doch Hamburg ist ein teures Pflaster. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ermittelte, ist die Miete für eine Studentenwohnung auf dem privaten Markt seit 2010 um 32 Prozent gestiegen. Studierende bezahlen dort im Mittel 423 Euro für ihre Bleibe, 2010 waren es noch 320 Euro.
Zu etwas anderen Zahlen kommt die Studie „Fachkraft 2030“ von „Studitemps“. Demnach zahlen Studierende in Hamburg 459 Euro Warmmiete. Der Stadtstaat ist somit teuerstes Bundesland. Die günstigste Miete zahlt ein Student in Thüringen. Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein liegen in der Mitte.
Eine Folge ist, dass in Hamburg private Studentenwohnanlagen mit Mikro-Appartements aus dem Boden schießen. „Nach unserer Kenntnis sollen in Hamburg rund 5.000 Einheiten von Privatanbietern gebaut werden, mit Mieten ab 500, 600 Euro aufwärts“, sagt Allemeyer. Das könnte die Preise weiter anheizen. Diese würden ein „soziales Ausgrenzungskriterium bei der Wahl des Studienortes“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig