Wohnen in Hamburg: Manche Mieten sind gesunken
Insgesamt hat sich der Anstieg der Mieten verlangsamt. Gute Wohnlagen sind überdurchschnittlich teurer geworden. Weniger Sozialwohnungen als Bedarf.
Der gesetzliche Mietenspiegel ermittelt alle zwei Jahre, wie das Preisniveau verschiedener Wohnungskategorien ist. Er dient als Maßstab: Vermieter können unter Berufung auf den Mietenspiegel mehr verlangen, Mieter können sich gegen überzogene Forderungen wehren.
„Wir appellieren an alle Mieter, keine Mieterhöhung ungeprüft zu akzeptieren“, sagt Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg. Denn jede überhöhte Miete fließe preistreibend in den nächsten Mietenspiegel ein.
Laut der jüngsten Erhebung ist die durchschnittliche Nettokaltmiete seit 2017 um 2,6 Prozent auf 8,66 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Damit fiel sie zum ersten Mal seit zwölf Jahren geringer aus als der Anstieg der Verbraucherpreise (3,3 Prozent). 2015 auf 2017 waren die Mieten noch um 5,2 Prozent gestiegen. Der Wert ist nach der Anzahl der Wohnungen in den verschiedenen Kategorien gewichtet.
Altbauten noch teurer
Grundsätzlich, führte Stapelfeldt aus, seien die Mieten in den guten Wohnlagen mit rund vier Prozent stärker gestiegen als in den normalen Wohnlagen. Gute Lagen kosteten im Durchschnitt 10,44 Euro, normale 8,07 Euro.
Durchschnittlich gesunken sind die Preise für Wohnungen der Jahrgänge 1978 bis 1993 sowie 2011 bis 2018, unterdurchschnittlich gestiegen für die Jahrgänge 1968 bis 1977. Besonders stark stiegen die Mieten für die Altbauten aus den Jahren bis 1948.
Der Anteil der Wohnungen mit Mieten auf dem Niveau des Sozialen Wohnungsbaus – derzeit maximal 6,60 Euro – ist leicht auf 24 Prozent gestiegen. 71 Prozent waren nicht teurer als Sozialwohnungen des zweiten Förderweges (8,70 Euro).
Knapp 56.000 Wohnungen wurden unter SPD-Ägide seit 2011 gebaut, 3.200 abgerissen.
Der Bestand an Sozialwohnungen sank von 95.000 auf 80.000.
Die Durchschnittsmieten sind um gut 21 Prozent gestiegen, die Inflation lag bei der Hälfte.
„Bezahlbarer Wohnraum in Hamburg ist knapp“, konstatierte Stapelfeldt und versprach, der Senat werde an seinem Neubauprogramm von 10.000 Wohnungen jährlich festhalten, nicht zuletzt weil mit Zuzug zu rechnen sei. „Wir werden ein Wachstum der Bevölkerung haben, davon gehen im Moment alle aus, die sich damit professionell befassen“, sagte die Senatorin.
Aus Sicht der Bürgerschaftsabgeordneten Heike Sudmann (Die Linke) ist die Lage auch so schon schlimm genug. „‚Nur‘ 2,6 Prozent auf eh schon hohe Mieten?“, sagt sie. „Das ist doch für Menschen mit mittlerem Einkommen absolut nicht beruhigend. 368.000 Haushalten mit Anspruch auf eine Sozialwohnung stünden nur 211.000 Wohnungen auf Sozialmietniveau gegenüber.
Die CDU wies darauf hin, dass der diesjährige Mietenspiegel verzerrt sei, weil er nur eine Fortschreibung des vorherigen darstelle. Dadurch werden die in der Regel teureren Neuverträge zu einem geringeren Anteil eingerechnet als zuvor.
„Das bisherige Vorgehen des Senats konnte offenbar dazu führen, dass der Mietenanstieg sich verlangsamt hat“, konzedierte der Mietervereinsvorsitzende Chychla. Trotzdem gebe es keinen Grund zur Entwarnung. Der Senat müsse 6.000 statt wie bisher 3.000 Sozialwohnungen fördern.
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