: Wörner gegen Abzug aller Raketen
Hamburg (ap) - Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner (CDU) hat sich gegen einen vollständigen Abzug aller Atomwaffen aus Europa ausgesprochen, befürwortet aber eine Null–Lösung bei den Mittelstreckenwaffen. In einem Interview der in Hamburg erscheinenden Welt am Sonntag erklärte Wörner: „Nähme man die Nuklearwaffen vollständig aus Europa weg, würde man eine atomwaffenfreie Zone schaffen. Dann wäre angesichts der sowjetischen Überlegenheit bei konventionellen Waffen ein konventioneller Krieg nicht mehr auszuschließen.“ Trotz einer Null–Lösung bei den Mittelstreckenwaffen, für die er „eine gute Chance“ sehe, hielte er aber das amerikanische SDI– Programm auch angesichts der aktuellen Entwicklung in der Sowjetunion „nach wie vor für politisch notwendig, im übrigen auch für moralisch legitim“, sagte Wörner, da es den Versuch einschließe, „von der Landschaft einer Androhung wechselseitiger Vernichtung überzuleiten auf eine Landschaft gesicherter Überlebensfähigkeit“. Wörner begrüßte zwar den Reformkurs des sowjetischen Parteichefs Michail Gorbatschow, gab aber zu bedenken, daß Zweck dieser Reform nicht die Förderung von Demokratie und Freiheit sei. „Sie soll vielmehr der Verbesserung der Leistungsfähigkeit und dem technologischen Fortschritt dienen, das heißt, der Vermehrung sowjetischer Macht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen