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Wo ist Boris Jelzin?

■ Gerüchte um Verschwinden des Präsidenten

Wo ist Boris Jelzin? Diese Frage hat in den letzten Tagen die schlangestehenden Moskauer in Atem gehalten. Ihnen war nämlich zu Ohren gekommen, daß ihr Reformer alle öffentlichen Termine abgesagt hatte und selbst für hartnäckige Journalisten unauffindbar schien. „Er ist verreist“, lautete die lakonische Auskunft aus dem Pressestab. „Die inneren Probleme haben ihn außergewöhnlich belastet“, erklärte der russische Außenminister Andrej Kosyrew. Deshalb also das Fernbleiben bei der Eröffnung der multilateralen Nahost-Verhandlungen und dem Treffen mit dem japanischen Außenminister Michio Watanabe.

Vielsagende Blicke tauschten die MoskauerInnen aus. Und: stürzten sich mit neuem Elan in die Gerüchteküche. Was wird aus Rußland, wenn Boris einen seiner Herzanfälle hat, überlegten die einen. Ob es der Alkohol ist, grübelten die anderen. Wahrscheinlich sei er einfach nur übermüdet, fanden die Gutwilligen. Sicher will er sich nur seiner Verantwortung entziehen, analysierten die, die es schon immer gewußt hatten.

Gestern konnten die MokauerInnen allerdings aufatmen. Boris Jelzin sei weder krank, besoffen noch übermüdet, sondern einfach mal nach Noworissisk gefahren, hieß es bei 'Tass‘. Dort sei er in Gespräche mit der Führung der Schwarzmeerflotte vertieft. Also alles in Butter? Das zumindest findet sein Sprecher Pawel Woschtschanow: „Jelzin ist lebendig, gesund und fühlt sich wohl.“ Mit anderen Worten ein „Maladjez“, ein Prachtkerl. bz

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