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Wo das Herz der taz schlägt

Einst taz Café, heute taz Kantine – sicher ist: Seit nun 20 Jahren wird hier für Wohl, volle Mägen und Unterhaltung bestens gesorgt. Warum die Entstehung nötig war, was folgte und wann’s voll wird

Oktober 2018: Eröffnung der taz Kantine an der Berliner Friedrich­straße Foto: Karsten Thielker

Von Jan Feddersen

Darf eine Huldigung mit etwas eher nicht so Positivem beginnen? Nachdem die taz 1989 an die Kochstraße gezogen war, verabredete die taz-Geschäftsführung, damals Kalle Ruch und Andreas Bull, dass das Mittagessen im Sale e Tabacchi eingenommen werden kann. Das Restaurant erarbeitete sich über die Jahre mit italienischer Spitzenküche einen famosen Ruf. Und deren Gründer, so die Legende, wirkten einst in linksradikalen Zirkeln in ihrer Heimat.

Zwar waren die Preise für uns subventioniert, aber: Man fühlte sich wie Gesinde, das mal am Tisch der Noblen satt (na ja …) werden darf. Als schließlich die Kunst- und Architekturbuchhandlung aus dem damaligen taz Haus unten auszog, war es damit vorbei. Denn in den Räumen des früheren Buchladens sollte sein: ein taz Café mit selbst komponierter taz Küche.

Vor exakt 20 Jahren, im Oktober 2005, öffnete es dann unter Leitung der taz Shop-Kollegin Sigi Renner. Ihr flechten alle Kränze der Verehrung und der Zufriedenheit. Denn sie hat es damals geschafft, die ganze Kochstraße, die drei Jahre darauf zur Rudi-Dutschke-Straße wurde, zu beleben: Sonst eine Meile voll toten Gestrüpps, entwickelte sich das taz-Café zu einem Spot an Lebendigkeit, nicht nur mittags.

Der Erfolg mag auch damit zu tun haben, dass Sigi Renner ein gutes Händchen bei der Personalsuche bewies. Markus Spohn und Peter Rohrmann konnte sie gewinnen, beide beruflich im Gastro- und Veranstaltungsgewerbe Berlins unterwegs. Und weil das Essen samt hoch diverser und täglich wechselnder Speisekarte schmeckte. Manche sagen allerdings, die Zeiten, als dort noch geraucht werden durfte, seien bessere gewesen.

Ende 2018, mit dem Einzug ins neue taz Haus an der Friedrichstraße 21, wurde aus dem taz Café die taz Kantine – und aus den genannten drei KollegInnen ein noch erfolgreicheres Trio: taz Shop, Veranstaltungen und jeden Wochentag Mittagsspeisen. Dortige Speisen sind in der Umgebung mittlerweile hoch beliebt, weil das Essen schnell serviert wird, immer delikat ist und weil die Bedienungen bis an die Belastungsgrenzen zuvorkommend bleiben. Bis 12 Uhr ist die Kantine okay besucht, dann jedoch setzt ein Run auf die Plätze ein.

Der Plan, auch am Abend eine respektable Speisekarte zu bieten, kann aktuell nicht realisiert werden. Wurde probiert, funktionierte nicht. Die Gegend um den Besselpark ist kein Ausgehviertel, die taz Kantine hat aber an vielen Tagen der Veranstaltungen wegen bis spät geöffnet. Dann gibt es Currywurst, Fritten, Getränke, sommers auch draußen.

Foto: Jörg Alexander

So schließt dieser Text mit dem Positiven, mit einer Hoffnung: Dass die taz Kantine mit ihrer ungekrönten Königin Sigi Renner und ihren vielen Leute so bleibt, wie sie (uns) ist. Sie sind gewichtige Teile des taz Kosmos und zuständig für das, was Leiber & Mägen wohl tut.

Herzlichen Glückwunsch – von uns allen!

Kommen Sie vorbei, es lohnt sich: taz.de/kantine

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