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Wo bleiben die Wegelagerer ?

■ Gegen die Kilometer machenden Sonntagsausflügler

Wo bleiben die Wegelagerer? Gegen die Kilometer machenden Sonntagsausflügler

Militante Umweltschützer engagieren sich beim Erhalt traditionellen Liedguts. „Ja, das ist Kufstein am grünen Inn“, heißt es in einem der Schunkellieder, dem brave Fernsehkonsumenten bei keiner Maria-Helbig-Show entkommen. Die Zithern klingen, die Madeln tanzen und die Buben jodeln. Doch die Helbig verschweigt das Wichtigste: Daß es das grüne Inntal womöglich schon bald gar nicht mehr gibt. Seit Jahrzehnten rauschen nämlich deutsche und andere Touristen über die Autobahn ins Inntal und verpesten dort die Luft. Und 80 Prozent des Bergwaldes sind schon krank. Einmal im Jahr mit dem Gogo nach Italien — das waren die Traumferien der Fünfziger. Doch inzwischen ist es 1992, und jährlich passieren hundert Millionen Menschen die Grenze zwischen Kiefersfelden und Kufstein mit der Blechkiste.

Nicht mehr Träume werden wahr, der gelangweilte Kurztrip am Wochenende ist das Hauptmotiv. Einhundert Millionen mal ist der Grips zu Hause geblieben und das Gaspedal durchgetreten worden. Robin Wood hat mit der Aktion am Grenzübergang den empfindlichsten Teil unserer Freizeitgesellschaft getroffen: Uns selbst. Schließlich werden schon mehr als die Hälfte aller gefahrenen Autokilometer heute zur Gaudi gefahren. Und München ist die Stadt der Gaudi schlechthin, die Stadt mit dem höchsten Freizeitwert in Deutschland. In einer Stunde in den Alpen, in wenigen Stunden in Italien, links liegen bleibt Kufstein am grünen Inn.

So wird es nicht weitergehen können. Dieser überflüssige Autoverkehr muß vermieden werden. Darin sind sich nach allen Umfragen drei Viertel der Deutschen auch einig. Gerade auch Freizeitverkehr kann ja auch vermieden werden. Es gibt keinen beruflichen Zwang und auch keine gesellschaftliche Konvention, die beim Sonntagsausflug eine Mindestkilometerzahl vorschreibt. Wer dennoch meint, in seiner Freizeit die Luft anderer verpesten zu müssen und einen Teil dieses Planeten ungestraft ruinieren zu dürfen, muß mit Sofortmaßnahmen zur Kasse gebeten werden. Ich plädiere für eine Mautstelle in Kiefersfelden. Zwanzig Mark für jedes Auto, daß den Grenzübergang passiert — sonntags das Doppelte. Das Geld kann zur Rettung der Bergwälder eingesetzt werden und meinetwegen auch zum Bau neuer Bahnstrecken. Weitere Mautstellen sollten folgen. Besonders geeignet sind Rheinbrücken, Elbetunnel und die großen Magistralen nach Süden, Norden, Osten und Westen. Zur Eröffnung der ersten ökologischen Mautstation auf deutschem Boden könnte dann der Chor der Münchener ADAC-Zentrale eingeladen werden. Vorsingen wird Maria Helbig, am Klavier, sie ahnen es schon, Günther Krause. Und dann singen's kräftig: „Ja, das ist Kufstein am grünen Inn.“ Hermann-Josef Tenhagen

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