: Wo Frauen Ware sind
betr.: „Allianz der Heuchler“, taz zwei vom 7. 5. 07
In der Glosse finden sich alle Argumente, die das Kölner Großbordell „Pascha“ unablässig kommuniziert, um in der Stadt als Unternehmen neben anderen aufzutreten: Ford verkauft Autos, Axa Versicherungspolicen, „Pascha“ verkauft bzw. vermietet zu zeitlich begrenztem Gebrauch Frauenkörper oder neuerdings die Körper von Transsexuellen oder Schwulen. Und erzielt damit Gewinnmargen, von denen Ford nur träumen kann. Ist doch ein ganz normales Dienstleistungsangebot, oder? Wer diese Auffassung nicht teilt, wird von „JAF“ der „bedingungslosen Raserei der Neoprüderie“ bezichtigt.
Vielleicht sollte sich der Autor einmal die Website des „Pascha“ ansehen, dessen Werbung mit zum Beispiel „Gang Bang“ genannten Angeboten, bei denen bis zu zwölf Männer eine Frau ficken (auch eine Form von Homosexualität, gell?). Oder sich mit Sozialarbeiterinnen und Street Workern unterhalten, die mit Prostituierten arbeiten. Dann könnte er lernen, dass die wenigsten Frauen freiwillig in diesem Job sind. Viele sind bereits als Kinder sexuell benutzt worden; andere sind auf dem sonstigen Arbeitsmarkt chancenlos, sind drogenabhängig oder halten sich illegal in Deutschland auf.
Ich weiß, das „Pascha“ ist natürlich das Prostituiertenparadies schlechthin, dort arbeiten laut Eigenwerbung alle freiwillig und mit legalem Status. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass Prostitution immer wieder die alte patriarchale Grundüberzeugung bestätigt, wonach Frauen Waren sind, über die mann verfügt bzw. die mann sich kaufen kann, ob für ein paar Euro auf dem Straßenstrich oder für viel Geld im „Pascha“. Wer das mit „Sinnenfreude“ gleichsetzt bzw. als „tüchtig Ideen von Lust ohne religiöse Last in die Tat umsetzen“ beschreibt, dem ist nicht mehr zu helfen. CLAUDIA PINL, Köln
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