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Wissenschaftsjournalismus in CoronakrisePlötzlich systemrelevant

Corona zeigt, wie wichtig Wissenschaftsjournalismus ist. Über dessen Zukunft berät nun der Forschungsausschuss des Bundestags.

Bundesbildungsministerin Karliczek (r.) informiert sich über den Stand der Forschung am Coronavirus Foto: Martin Meissner/dpa

Die Wissenschaft erlebt in den Medien gerade eine Hochphase. Nicht nur Virusforschung und Lungenembolien sind als Themen stark gefragt. Auch zu allen anderen Aspekten coronabedingter Folgewirkungen, vom Homeschooling bis zur Megawirtschaftskrise, sind Experten begehrte Gesprächspartner für die Redaktionen. Einzelne Forscher, wie der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité, erreichen über Podcasts inzwischen in Direktansprache ein Millionenpublikum. Alles in Butter mit der Wissenschaftskommunikation?

Nicht ganz, findet der Forschungsausschuss des Deutschen Bundestages. Für Mittwoch hat er ein Reihe von Sachverständigen – Wissenschaftler und Journalisten – eingeladen, um Verbesserungen im Austausch zwischen der akademischen und der Laienwelt zu eruieren. Über die Medien wie auch im direkten Kontakt. Besondere Brisanz bekommt das parlamentarische Fachgespräch durch den Hintergrund einer anderen Epidemie: der Verbreitung von Falschinformation und Verschwörungstheorien über die Entstehung des Coronavirus.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sprach bereits davon, die Covid-19-Pandemie würde eine „Infodemie“ begleiten, bei der sich Fake News computerviral in sozialen Netzwerken verbreiten und beschleunigen. Die populistischen Auswirkungen in Form von „Hygie­ne-Demos“ haben die Politik alarmiert.

Konkrete Fördermaßnahmen

Weil Desinformation und Wissenschaftsskepsis das Geschäft der Demokratiegegner besorgt, soll mit Aufklärung und Bürgerbeteiligung geantwortet werden. Aus der Debatte im Parlamentsausschuss sollen konkrete Fördermaßnahmen folgen. Etwa die Einrichtung einer „Agentur für Wissenschaftskommunikation“, wie sie der Antrag der Regierungsfraktionen vorsieht.

Ob davon auch der Wissenschaftsjournalismus profitieren wird, ist ungewiss. Den für Wissenschaft zuständigen Redakteuren und freien Mitarbeitern wird einerseits „Systemrelevanz“ bei der Information der Bevölkerung attestiert. Zugleich werden im Zuge des Medienwandels ihre Stellen und Publikationsplätze immer weiter reduziert.

Eine „staatliche Förderung“ des Wissenschaftsjournalismus vorzuschlagen, traut sich weder das Bildungsministerium in einem Grundsatzpapier, noch die Regierungsfraktionen im Bundestag. Die FDP hält in ihrem Antrag eine Förderung von wissenschaftsjournalistischen Initiativen für „zwar überdenkenswert“, hat aber als Oppositionsfraktion keine Chance. Vielleicht können in der dreistündigen Anhörung ja Kompromisse gefunden werden.

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