Wirtschaftsmarkt in China: Firmen bleiben trotz Hindernissen
Ausländische Unternehmen klagen über Staatseinfluss und Marktbarrieren in China. Wegziehen will jedoch kaum ein Betrieb.
Am Mittwoch hat die Handelskammer ihre alljährliche Umfrage zum Geschäftsklima europäischer Unternehmen in China veröffentlicht. Allerdings scheinen dieses Mal viele Resultate wie Relikte aus einer fernen Vergangenheit: Die Studie wurde nämlich im Februar erhoben, als das Virus noch vornehmlich als chinesisches Problem galt. Seither hat sich die Lage fast umgedreht: Chinas Wirtschaft hat sich deutlich erholt, nun ist die fehlende Nachfrage aus dem Ausland das Problem.
Dennoch bietet die Studie einige wichtige Erkenntnisse. Charlotte Roule, Vizepräsidentin der EU-Handelskammer, sprach vom Erstarken chinesischer Staatsunternehmen, mit denen die Kommunistische Partei in der Coronakrise rasch Arbeitsplätze schaffen möchte. Es entstünden Wettbewerbsverzerrungen und vor allem Marktbarrieren für Privatunternehmen, über die rund zwei Drittel aller europäischen Betriebe klagen.
Chinesische Regierung entlastet ausländische Firmen
Die Lösung aus Sicht der Europäer wäre ein umfassendes Investitionsabkommen, an dem bereits seit sieben Jahren verhandelt wird. Die Unterzeichnung hätte der Höhepunkt des für September in Leipzig geplanten EU-China Gipfels werden sollen. Er wurde jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben – offiziell wegen Corona. Doch die schleppenden Verhandlungen sowie Pekings geplantes Sicherheitsgesetze für Hongkong dürften die wahren Gründe sein.
Bei aller Kritik gibt es jedoch auch Lob an der Wirtschaftspolitik Chinas. „Wir werden momentan von der Lokalregierung noch besser unterstützt als noch vor der Krise“, sagt Thomas Nürnberger, der die China-Geschäfte des baden-württembergischen Mittelständlers EBM-Papst leitet.
Der Hersteller von Ventilatoren und Elektromotoren profitiert davon, dass der Staat über mehrere Monate die Hälfte der Sozialbeiträge seiner Belegschaft übernommen hat. „Das entlastet die Unternehmen sofort – und die Mitarbeiter müssen nicht wie in Deutschland in Kurzarbeit“, sagt Nürnberger.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“