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Wirecard-UntersuchungsausschussZu Guttenberg sieht sich getäuscht

Der Ex-Minister gibt zu, für das Skandal-Unternehmen geworben zu haben – aber nicht als Lobbyist. Sein Plädoyer ist geschickt, nur nicht überzeugend.

Karl-Theodor zu Guttenberg sagt vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss im Bundestag aus Foto: Michele Tantussi/reuters

Berlin taz | Der Unternehmensberater Karl-Theodor zu Guttenberg hat Kanzlerin Angela Merkel im persönlichen Gespräch nahegelegt, dem Skandalunternehmen Wirecard beim Eintritt in den chinesischen Markt zu helfen. „Im Laufe unseres Gesprächs erwähnte die Bundeskanzlerin eine bevorstehende Reise nach China“, sagte der ehemalige Verteidigungsminister am Donnerstag in Berlin vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages. „Ich erwähnte daraufhin, dass ein junges DAX-Unternehmen derzeit den Markteintritt in China plant.“ Das gelinge nicht ohne den Segen der Regierung in Peking.

Zu Guttenberg gab an, sich auch nach seinem Wechsel in die freie Wirtschaft etwa einmal im Jahr mit der Kanzlerin getroffen zu haben. Es habe persönliche Gespräche in freundschaftlicher Atmosphäre gegeben. Nie wurde ein Protokoll angefertigt, der Austausch sei vertraulich erfolgt.

Diese Treffen stehen nun im Fokus der Ermittlungen des Wirecard-Ausschusses. Denn Merkel wollte Wirecard später offenbar tatsächlich Türen öffnen: Im September 2019, kurz nach dem Treffen mit zu Guttenberg, sprach sie Wirecard gegenüber Vertretern der chinesischen Führung an. Das Problem: Ein halbes Jahr später brach Wirecard zusammen. Firmenchef Markus Braun hatte einen Großteil des Umsatzes und sämtlichen Gewinn offenbar durch Scheingeschäfte erzeugt. Heute fehlen mehr als 3 Milliarden Euro.

Die britische Zeitung Financial Times hatte schon Anfang 2019 Belege für Betrug veröffentlicht. Umso erstaunlicher, dass sich die deutsche Botschaft in Peking, das Kanzleramt und das Finanzministerium noch monatelang für Wirecard starkgemacht haben.

Zu Guttenberg hilft „schweren Herzens“

Hier könnte eine Firma die entscheidende Rolle gespielt haben, die zu Guttenberg 2013 mit gegründet hat: Spitzberg Partners mit Sitz in New York. Zu Guttenberg nutzte seine gute Vernetzung aus politisch aktiven Zeiten im Interesse verschiedener Kunden aus der Wirtschaft. Er war Wirtschaftsminister und Verteidigungsminister unter Merkel, bevor er wegen seiner Doktorarbeit zurücktreten musste. Spitzberg Partners sollte Wirecard unter anderem beim Markteintritt in China helfen. Das Unternehmen hat von Wirecard 790.000 Euro für seine Dienste erhalten.

Als Zeuge agierte zu Guttenberg am Donnerstag sehr geschickt. Während andere Zeugen mauerten, gab er sich auskunftsfreudig und sparte auch heikle Vorgänge nicht aus. Dennoch gab seine Darstellung den Abgeordneten reichlich Grund zu Nachfragen – und zu erhobenen Augenbrauen. So bestand zu Guttenberg darauf, kein Lobbyist zu sein und Wirecard auch keine Lobbydienste angeboten zu haben. Nur schweren Herzens habe er sich bereiterklärt, die Bundesregierung über die Wirecard-Pläne zu „informieren“. Er stellte das als seine staatsbürgerliche Pflicht dar, weil es um ein DAX-Unternehmen und einen wichtigen Auslandsmarkt gegangen sei.

Tatsächlich entspricht die Tätigkeit von Spitzberg Partners, wie zu Guttenberg sie darstellte, ziemlich genau den Vorstellungen, die allgemein von Lobbyismus verbreitet sind. Nach dem Gespräch mit der Kanzlerin schrieben seine Mitarbeiter für den Wirtschaftsberater der Kanzlerin, Lars-Hendrik Röller, Argumente für den Markteintritt von Wirecard in China auf. Ein Kollege von zu Guttenberg, Ulf Gartzke, hatte dem Finanzministerium zuvor bereits einen Brief geschrieben. Darin hatte er schon Textbausteine geliefert, mit denen die Bundesregierung sich in China für Wirecard einsetzen konnte. „Ob einzelne dieser Formulierungen genutzt wurden, ist mir unbekannt“, sagte zu Guttenberg.

Doch es geht nicht um zu Guttenberg

Der Ex-Politiker bewertet seine Rolle auch im Rückblick als seriös. Ein deutsches Finanzunternehmen schaffe den Markteintritt in eine staatlich geleitete Wirtschaft wie China nicht ohne Unterstützung durch die eigene Regierung. Von kriminellen Praktiken bei Wirecard habe er nichts geahnt – sonst hätte er den Auftrag gar nicht erst angenommen und das Vertrauen der Kanzlerin riskiert. Er habe im Zuge des China-Projekts sogar den Eindruck gewonnen, dass Wirecard es mit der Einhaltung von Regulierungen besonders genau nehme.

Es ist Aufgabe des Ausschusses, Fehler und Versagen von Regierungsstellen und anderen Institutionen zu durchleuchten. Ziel der Ermittlungen ist daher nicht Spitzberg Partners, sondern das Agieren des Kanzleramts und des Finanzministeriums im Zusammenhang mit Wirecard.

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6 Kommentare

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  • Ich bin nachhaltig beeindruckt von diesem pflichtbewussten und selbstlosen Bürger, der wirklich zu aller-, aller-, allerletzt an sich denkt! Gibt es dafür nicht wenigstens irgendeinen Orden, den man ihm verleihen könnte??

  • Zu Guttenberg sieht sich getäuscht?



    Verständlich! Das er im Studium & bei der Dis seine Politit-Karriere aufbauen musset blib kaum Zeit für wissenschaftliche-analytisches Denken. Da kann man schon so eine Schwindelfirma für was solides halten & nicht klar sehen das "gute Werte" geben der "ur-deuitsche Bergiff" für "Lobbyismuss" ist!



    Gr Sikasuu

    • @Sikasuu:

      cut: Werte,



      paste: Worte



      Bei Guttenberg von Werten zu reden ist wohl ein Paradox:-)

  • Der von Gutenberg sieht sich getäuscht...



    wenn das kein Treppenwitz/Zote ist, was dann.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - wirft ein -

    “ Erwähnt: taz.de/Wirecard-Un...usschuss/!5733969/







    „Im Laufe unsers Gesprächs erwähnte die Bundeskanzlerin eine bevorstehende Reise nach China“, sagte der ehemalige Verteidigungsminister am Donnerstag in Berlin vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages. „Ich erwähnte daraufhin, dass ein junges DAX-Unternehmen derzeit den Markteintritt in China plant.“







    Er wähnte, sie wähnte... Was er nicht erwähnte - warum er im Kanzleramt zu Besuch war. Ach nee doch, der war da immer - also ungefähr einmal im Jahr. Ja, nee, alles klar. (Die Gutten Berge möchten Spitze Bergen sein. Wer fällt auf sowas rein? Wer lässt sich von dem beraten? Und zahlt auch noch dafür? Nachtigall, ick hör Dir trappsen. Oder ist es ein Finckh?* Dascha `n Ding.



    [In OS gibt es einen "Finkenhügel".)“

    unterm——- Schonn —-*



    de.wikipedia.org/w...nternehmerfamilie)



    “… August von Finck senior (1898–1980) war ein Bankier. Er zählte zu den Unterstützern Adolf Hitlers unter anderem auf dem Geheimtreffen vom 20. Februar 1933. Seine Bank Merck Finck & Co konnte 1938 das jüdische Bankhaus S. M. v. Rothschild übernehmen.[1]

    August von Finck junior (* 1930) ist im Immobilienbereich tätig, unter anderem mit großen Einfluss in der Region München.[2][3][4] Er zog 1999 in die Schweiz. Wie bereits 2012 der Soziologe Andreas Kemper,[5] vermutete 2013 die Adenauer-Stiftung, dass er die AfD finanziell unterstütze: „... durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen, dass Finck den Wahlkampf der AfD nicht an finanziellen Hindernissen scheitern lassen wird“

    Na Mahlzeit

    kurz - Der Deutsche Adel - der zwei Weltkriege ver- zumindest in hohem Maße mitverantwortet. Macht - wie erwähnt - immer noch dreist die Hände & Taschen auf!



    & VOLL DREIST - Gelle!



    Macht - wenn’s vllt denn doch mal zum Klappen kommt - schwer auf Tulpe! und “Haltet den Dieb!“ oder “…ich bin getäuscht worden!“



    ACH WAS! Herr KTG zu Roßtäuscher 🤑 -

  • „Im Laufe unsers Gesprächs erwähnte die Bundeskanzlerin eine bevorstehende Reise nach China“, sagte der ehemalige Verteidigungsminister am Donnerstag in Berlin vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages. „Ich erwähnte daraufhin, dass ein junges DAX-Unternehmen derzeit den Markteintritt in China plant.“

    Nein, so ein Zufall, die Bundeskanzlerin erwähnt, dass sie eine neue Jacke braucht und Guttenberg bietet an, ihr seine hübsche blaue Lieblingsjacke leihen zu können. Nicht schenken, das könnte ja Bestechung sein.