: Wird Zukunft verbaut?
■ Akademie der Künste sieht ihren Neubau gefährdet, weil das Land Grundstück verkauft
Zwischen der Akademie der Künste (AdK) und dem Berliner Senat gibt es neuen Streit um das Bauprojekt am Pariser Platz. Nachdem die Landesregierung im Dauerzwist um die Gestaltung der Glasfassade klein beigegeben hatte, fürchtet die Akademie jetzt, daß ihr das Land Berlin für das Gebäude am Brandenburger Tor auf anderem Weg „die Entwicklungsmöglichkeiten für alle Zukunft“ verbaut. Nicht hinnehmbar sei, so Akademiepräsident György Konrad in einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), daß der Senat Teile des Akademiegrundstücks verkaufen will und damit die Nutzung als Archiv, Ausstellungs- und Tagungsort gefährdet sei.
Laut Schreiben bereitet das Land den Teilverkauf des 4.000 Quadratmeter großen Grundstücks aktiv vor. Konrad beruft sich dabei auf die im Amtsblatt veröffentlichte Ausschreibung, mit der Berlin einen privaten Investor für den Neubau sucht. In den Unterlagen sei die Rede davon, daß der rückwärtige Teil des Grundstücks veräußert werden könne.
Die notwendige Teilung des Grundstücks werde bereits vorbereitet.
Konrad äußert in dem Brief die Befürchtung, daß mit dem beabsichtigten Verkauf „auch die Bindung an den Architekten Günter Behnisch“ für den Gebäudeteil an der Behrenstraße in Frage gestellt werde. Dagegen wendet sich der Akademiepräsident „mit allem Nachdruck“, weil er die „Einheit des Bauwerks gefährdet“ sieht.
Der geplante Verkauf stehe überdies „im Widerspruch zu allen bisherigen Absprachen und Vereinbarungen“ zwischen der Akademie und dem Haus von Bausenator Jürgen Klemann (CDU), kritisiert Konrad. Bislang sei lediglich „eine private Mitnutzung des Gebäudes“ vorgesehen gewesen.
Die Bauverwaltung bestätigte gestern die Verkaufspläne. Es sei notwendig und mit der Akademie verabredet, daß ein privater Investor gesucht werde. Richtig sei ebenso, daß das benachbarte Hotel Adlon Interesse signalisiert habe. Die Sprecherin stelle jedoch klar, daß in der Auslobung eine der Akademie gemäße Nutzung gefordert würde. „Einen Supermarkt wird es dort nicht geben.“
Bis zum Jahr 2001 soll der 85 Millionen Mark teure Neubau fertig werden. Dann will die Akademie an ihren Stammsitz zurückkehren, den sie 1907 bis 1937 am Pariser Platz hatte. taz/ADN
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