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„Wir für Deutschland“-Demo in BerlinMehrheit gegen Deutschland

5.000 Rechtsextreme waren im Vorfeld angekündigt. Es kamen jedoch nur rund 1.000 nach Berlin. Sie trafen gleich auf vier Gegendemos.

Don't call it Rechtspopulismus! Foto: Christian Mang

Berlin taz | Entgegen der Ankündigung sind keine 5.000 Rechtsextremen am Tag der Deutschen Einheit nach Berlin gekommen. Der Verein Wir für Deutschland (WfD) hatte seit Anfang des Jahres unter dem Motto „2. Tag der Nation“ für einen Aufmarsch mobilisiert. Doch letztlich nahmen nach Angaben der Polizei nur an die 1.000 Menschen daran teil – rund 600 weniger als im Vorjahr. Ein Teil des rechten Demozugs trat aggressiv auf. Die Polizei verhängte unter anderem wegen Landfriedensbruch bis zum Nachmittag gegen fünf Personen Freiheitsbeschränkungen.

Noch bevor die rechtsextreme Demo um 14 Uhr am Hauptbahnhof begann, war der Gegenprotest entlang der Aufmarschroute organisiert. Dieser hat dieses Jahr hingegen starken Zulauf gehabt. Mehrere Initiativen und Bündnisse beteiligten sich.

Wir für Deutschland ging aus dem Berliner Pegida-Ableger Bärgida hervor und konstituierte sich 2017 als Verein. Bekannt wurde WfD durch die Aufmarschreihe „Merkel muss weg“, an deren Auftakt 2016 sich noch rund 3.000 Menschen beteiligten. Bei der letzten Demo im November 2018 waren es nur noch rund 100 Personen.

Gestern bekam Wir für Deutschland dann von rund 100 Reichsbürger:innen Unterstützung, die sich bereits am Vormittag zu einer Kundgebung auf dem Platz der Republik vor dem Bundestag getroffen hatten. Es waren überwiegend Männer mit Tarnhosen und Gelbwesten. Zornig schwenkten sie ihre Reichsfahnen. Am Hauptbahnhof trafen sie dann auf ein Spektrum, das von André Poggenburg bis zur martialisch auftretenden „Bruderschaft Deutschland“ reichte. Nach eigenen Angaben organisierte WfD für die Anreise zwei Busse aus Nordrhein-Westfalen.

Mini-Sitzblockade schnell geräumt

Beim Gegenprotest am Fried­richstadtpalast war die Stimmung trotz des starken Winds von Anbeginn ausgelassen. Schon um 13 Uhr spielten die ersten Bands an der Friedrichstraße. Dort hatte die „Anwohner:inneninitiative für Zivilcourage – Gegen rechts“ eine Kundgebung organisiert. „Wir können es nicht mehr ertragen, dass jedes Jahr Nazis durch unsere Nachbarschaft laufen. Deshalb heißt es: kein Fuß breit den Faschisten“, erklärt die Demo-Anmelderin Laura zum Auftakt der Kundgebung. „Antifaschismus ist demokratisch. Deshalb sagen wir: Danke, Antifa!“

Etwas weiter die Straße entlang hatte das Berliner Bündnis gegen rechts an der Ecke Unter den Linden ihre Kundgebung organisiert. Max Thalheim, der Pressesprecher des Bündnisses, erklärte: „Als die hier vorbeigelaufen sind, waren wir rund 500 Menschen. Uns ist aber auch die gewaltige Polizeipräsenz aufgefallen, die den Aufmarsch begleitet.“

Die Route des Aufmarschs war schon wie im Vorjahr großräumig abgesperrt. Kurzes Aufsehen erregte um 16 Uhr eine spontane Sitzblockade auf Höhe der Jägerstraße. Die 60 Personen wurden von der Polizei jedoch von der Kreuzung geräumt, bevor der rechte Demonstrationszug überhaupt in Sichtweite war.

Antifaschismus ist demokratisch. Deshalb sagen wir: Danke, Antifa!

Laura, Demo-Teilnehmerin

Schon während der Aktion am Friedrichstadtpalast bewertet Ulf Balmer von der Mobilisierungsplattfrom Berlin gegen Nazis die Gegenproteste als Erfolg. „Trotz gruseligem Wetter haben wir hier eine großartige Stimmung. Wir sind hier über tausend Menschen, und es gab vier Gegenproteste. Im letzten Jahr gab es nur eine.“

Zeitgleich zu den Protesten gegen den Aufmarsch demonstrierten nach Angaben der Veranstalter:innen rund 4.000 Menschen gegen hohe Mieten. Auf dieser Demonstration, die am Alexanderplatz startete, riefen die Veranstalter:innen auf, sich im Anschluss an den Gegenprotesten zu WfD zu beteiligen.

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7 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "Zornig schwenkten sie ihre Reichsfahnen."

    Nur so am Rande, wie schwenkt man zornig eine Fahne?

    Ansonsten gutes Ergebnis: Weniger Nazis als erwartet und viel Protest.

    Und das: „Antifaschismus ist demokratisch. Deshalb sagen wir: Danke, Antifa!“



    könnte die Antifa-Hater im Forum vielleicht ins Grübeln bringen.

    LanguageTool bietet übrigens alternativ Antifa-Vater, Antifa-Hader oder Antifa-Kader.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Danke auch an die sehr vielen Antifaschistischen, die - nicht der Antifa zugehörig - an den Gegendemonstrationen teilnahmen.

      Und falls da ein paar unverbesserliche Hardcorestalinos dabei waren, ob nun bei der Antifa oder sonst wo her ... was solls.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Da sind Sie aber schlecht informiert. Stalinisten werden sie bei der Antifa kaum finden.

        Die letzten Stalinisten und Maoisten waren beim Jugendwiderstand zu finden. Und den gibt es, Gott sei Dank zumindest offiziell nicht mehr.

        Dass man im antifaschistischen Kampf mehr auf Zusammenhalt, als auf Spaltung und Denunziation setzen sollte, müsste Ihnen bei ihrer Weitsicht eigentlich klar sein.

        Die Anwohnerinneninitiative ist da schon ein Stück weiter.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Natürlich ist der Zusammenhalt von Bedeutung. Wie haben Sie sonst das "was solls" von mir interpretier!







          Mein Beitrag fokusierte sich mehr auf ihre einseitige Danksagung an die Antifa, die ander Gegendemonstranten ausblendete.

          Und wenn, wie Sie schreiben, dass Stalinisten bei der Antifa kaum zu finden sind, dann sind die "paar unverbesserliche Hardcorestalinos", (wie ich ihr "kaum" beschrieb), in dem von Ihnen gedachten Antifaschismus („Antifaschismus ist demokratisch") zumindestens kompatibel und werden nicht rausgeworfen.

          Für den breiten gesellschaftlichen antifaschistischen Zusammenhalt sind diese sicher nicht notwendig. Im Gegenteil sie untergraben die Ziele des Antifaschismus. Also raus mit den letzen von denen aus der Antifa!

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            Ich habe keine Exegese ihres "was solls" betrieben.

            Ich kenne nicht mehr viele aus der Antifa. Ein paar von den Alten, die nicht mehr überall mitmischen.

            Aber eine Gruppe, die eine wie auch immer geartete Stalinismus-Tendenz hätte, ist mir nicht bekannt.

            Allerdings ist die Antifa eher diffus und mehr oder weniger aktionsorientiert.

            Wobei es unter ihnen auch große und kleine Denker gibt.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Ich bin dankbar um jeden, der gegen Nationalismus und Rassismus auf die Straße geht. Ganz egal, ob er zu irgendeiner Antifa-Gruppe gehört, aus einer Kirche kommt, Mitglied bei den so genannten "Altparteien" oder einfach nur überzeugter Demokrat ist. Der Protest in Berlin war bunt und vielfältig. Deshalb Danke an alle, die dort waren!

  • Danke für Eure Mühe dagegenzustehen, auch nicht grade schön zurzeit.