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Windkraftausbau kommt gut voran – noch

Die Ampelregierung hat die Weichen für den zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien gestellt. Ob die neue Regierung daran festhält, ist offen

Von Anja Krüger

Der Ausbau der Windenenergie in Deutschland macht große Fortschritte – bislang. Im Jahr 2024 wurden so viele Windkraftanlagen genehmigt wie nie zuvor: Es waren rund 2.400 Anlagen mit einer Leistung von 14,1 Gigawatt, so der Bundesverband Windenergie. Das waren gewaltige 85 Prozent mehr als im Jahr 2023. Auch in den ersten Monaten 2025 geht der massive Ausbau weiter. Ob es bei dieser Dynamik mit der neuen Regierung bleiben wird, ist ungewiss.

Der Hintergrund: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Dabei spielt die Energiegewinnung eine große Rolle. Bis 2030 sollen 80 Prozent des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. Dabei hat Windenergie eine große Bedeutung. Das Ziel: Bis 2030 sollen Windräder auf dem Land eine Leistung von 115 Gigawatt erzeugen können, Ende 2024 waren es 63,5 Gigawatt. Hinzu sollen 30 Gigawatt durch Windanlagen in der Nord- und Ostsee kommen, bis Ende 2024 waren dort 9,2 Gigawatt installiert.

„Wir sind auf Kurs“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie Wolfram Axthelm. Die Maßnahmen der Ampelregierung würden greifen. Der frühere Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte viele Maßnahmen ergriffen, um den zuvor schleppend laufenden Ausbau zu beschleunigen. So wurde die Dauer der Genehmigungsverfahren erheblich gesenkt.

Ob die schwarz-rote Koalition an den Ausbauzielen für die Windenergie festhält, ist ungewiss. Die neue Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag ein „Monitoring“ in Auftrag geben, „mit dem bis zur Sommerpause 2025 der zu erwartende Strombedarf sowie der Stand der Versorgungssicherheit, des Netzausbaus, des Ausbaus der Erneuerbaren Energien, der Digitalisierung und des Wasserstoffhochlaufs als eine Grundlage der weiteren Arbeit überprüft werden“. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums laufen die Vorbereitungen zur Vergabe des Auftrags für das Monitoring.

Die neue Bundes­regierung will eine Bestandsaufnahme, bevor sie entscheidet

Die Regierung will ebenfalls prüfen, ob die für 2032 vorgesehenen Vorgaben für die Bundesländer für die Bereitstellung von Flächen für die Windkraft beibehalten werden. Das kann Investoren verschrecken, denn sie planen langfristig. Eine weitere Untiefe: Die Frist zur Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) der EU ist abgelaufen. Durch sie werden Genehmigungsverfahren vereinfacht. Eine andere Richtlinie, die ebenfalls bürokratische Verfahren verkürzt, läuft Ende Juni aus. Forciert Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) nicht die rasche Umsetzung von RED III, werden Genehmigungsverfahren wieder komplizierter und länger.

Aus Sicht der Branche drohen auch von anderer Seite Verwerfungen. Das rot-rot regierte Land Mecklenburg-­Vorpommern drängt darauf, die ­Beteiligung von An­woh­ne­r:in­nen und Kommunen an den Erlösen der ­Windkraft stärker zu beteiligen. Außerdem will Mecklenburg-Vorpommern eine Änderung der Regeln für den Anschluss von Anlagen ans Netz. In Regio­nen mit knappen Kapazitäten sollen Betreiber nur noch einen garantierten ­sofortigen Netzanschluss bekommen, wenn sie auf eine Entschädigung bei einer Abriegelung ihrer Anlage verzichten.

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