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WindenergieAusnahmezustand am Watt

Die weltgrößte Windmesse nächste Woche in Husum steht unter schlechten Vorzeichen: Die Atombeschlüsse der Bundesregierung trüben die Stimmung der Branche.

Sauberer Strom an der Küste: Wind ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bild: dpa

Allzu überschwänglich dürfte die Stimmung nicht werden. Denn die jüngsten Atombeschlüsse der Bundesregierung haben der Windkraftbranche die Laune verhagelt. Von längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke würden nur die großen Energiekonzerne profitieren, sagt Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie im Vorfeld der weltgrößten Windkraftmesse Husum Wind-Energy nächste Woche in der nordfriesischen Kreisstadt. Denn Investitionen in erneuerbare Energien würden behindert, wenn Atomstrom die Leitungen verstopfe.

Immer im September versetzt die Windmesse Husum in den Ausnahmezustand. Etwa 30.000 Messebesucher aus 70 Ländern erwartet die rund 22.000 Einwohner zählende Kleinstadt am Wattenmeer während der fünf Tage von Dienstag bis Samstag. Im weiten Umkreis sind Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen seit Monaten ausgebucht.

Aus kleinen Anfängen 1989 in einer ehemaligen Viehauktionshalle wurde die größte Windenergiemesse der Welt (siehe Kasten). Waren es 2007 noch 640 Aussteller, werden es in diesem Jahr mehr als 950 sein - ein neuer Rekord. China ist schon lange Stammgast, inzwischen kommt auch die Konkurrenz aus Taiwan, die USA, Kanada und selbst das bislang so atomfixierte Frankreich ist mit eigenen Länderpavillons vertreten.

Windmesse in Husum

Für die erste Windmesse in Husum 1989 reichte eine ehemalige Viehauktionshalle aus.

Seit den 1990er Jahren fand sie in den Messehallen am Stadtrand statt. In jüngster Zeit wurden die sechs Hallen jeweils um mehrere mobile Hallenzelte erweitert.

Vor drei Wochen wurde das neue Nordsee-Congress-Centrum (NCC) punktgenau für die Windmesse eröffnet - eine hochmoderne Vielzweckhalle für Theateraufführungen, Konzerte und Kongresse. Damit wird die bisherige Ausstellungsfläche um gut ein Drittel auf nunmehr 43.000 Quadratmeter erhöht.

Schleswig-Holstein, als Windland Nummer 1 in Deutschland inzwischen von Niedersachsen abgelöst, produziert etwa 40 Prozent seines Strombedarfs mit Wind, bis 2020 wird eine Vollversorgung angestrebt, mit rund 8.000 Arbeitsplätzen ist die Branche ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Um sie noch weiter auszubauen sind die Laufzeitverlängerungen nicht hilfreich. "Das kann Investitionsentscheidungen, speziell für Nordsee-Windparks, negativ beeinflussen", sagt Andreas Kölling vom Offshore-Unternehmen Bard in Emden. "Wir sind eine sehr junge Branche und zeigen gerade, dass es geht, auf hoher See unter schwierigen Bedingungen Strom zu erzeugen." Bard baut derzeit den ersten deutschen, kommerziellen Nordsee-Windpark vor Borkum. Auch beim größten deutschen Windrad-Hersteller Enercon in Aurich kommt beim Thema Laufzeitverlängerung keine Freude auf. Nach Ansicht von Geschäftsführer Aloys Wobben könnten die erneuerbaren Energien auch ohne neue Kohlekraftwerke und weiter betriebene Atomkraftwerke eine sichere und zukunftsfähige Stromversorgung gewährleisten. Die unflexibel steuerbaren Atomkraftwerke blockierten die Entwicklung der erneuerbaren Energien. Auch komme so der dringend notwendige Netzausbau nicht voran.

Sorge macht der Branche ebenfalls der zunehmende Fachkräftemangel an Ingenieuren und Service-Technikern. Weil es deswegen sogar Lieferengpässe gegeben hat, steht am letzten Messetag die Jobmesse Windcareer in Husum auf dem Programm.

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