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Wimbledon Dustin Brown, der Bezwinger von Rafael Nadal, über den Wert von Wimbledon, seine deutsch-jamaikanische Herkunft und wie schwer es ist, sich als Profi bei kleinen Turnieren über Wasser zu halten"Früher habe ich für andere die Schläger bespannt"

taz: Herr Brown, wie haben Sie Rafael Nadal bezwungen?

Dustin Brown: Ich habe an meine Chance geglaubt. Rasen, das ist mein Belag, da spiele ich mein bestes Tennis. Da glaube ich, etwas Besonders schaffen zu können. Und ich hatte die perfekte Taktik, um Nadal aus seiner Wohlfühlzone zu bringen, ihn zu irritieren und zu täuschen. Ich habe mich sehr gründlich auf dieses Match vorbereitet.

Viele sehen in Ihnen nur den Instinktspieler und und Tennis-Abenteurer.

Wenn es um mich geht, sind immer auch viele Klischees im Spiel. Ich bin jemand, der seinen Beruf sehr ernst nimmt. Das ist erst recht nötig, wenn man wie ich meist als Einzelkämpfer unterwegs ist, ohne großes Team und Betreuerstab.

Ihre Eltern – Sie haben eine deutsche Mutter und einen jamaikanischen Vater – finanzierten Ihnen einst den Einstieg ins Tennis, halfen mit einem Campingwagen für die Reisen aus.

Dafür bin ich ihnen auch ewig dankbar. Das Geld für teure Hotels war nicht da, so bin ich halt mit dem Buggy rumgefahren, habe sogar für andere Spieler mal die Schläger für ein kleines Honorar bespannt. Von meinen Eltern habe ich auch diese deutsch-jamaikanische Mischung geerbt: Ich bin jemand, der Pünktlichkeit und gute Organisation schätzt. Aber ich bin auch ein Typ, der so eine karibische Entspanntheit hat.

Sie haben immer wieder bittere Niederlagen kassiert.

Irgendwann habe ich gelernt, das zu akzeptieren: Dass ich kein Weltmeister der Konstanz werde, dass ich nicht wochenlang Siege feiern kann. Aber so ein Sieg gegen Nadal, der entschädigt doch für vieles, auch für viele Erstrunden-Niederlagen anderswo.

Vor ein paar Wochen tourten Sie noch in der Challenger-Serie umher, auf kleineren Schauplätzen.

Vor zwei Jahren war das ähnlich, als ich hier gegen Hewitt gewann. Das war auch schon eine verrückte Situation, ein riesiges Medieninteresse. Aber ich konzentriere mich ganz auf das Turnier hier, nicht auf das, was um mich herum geschieht. Wimbledon 2015 ist noch nicht zu Ende mich, ich will ins Achtelfinale, in die zweite Turnierwoche – darum geht es. Das ist, was zählt.

In jedem Fall haben Sie Nadal am richtigen Platz, zur richtigen Zeit geschlagen.

Wimbledon ist natürlich wie ein Turbo. Es macht alles noch mal um ein Vielfaches größer. Ich habe auch schon ein paar tolle Siege gehabt, etwa gegen den Weltklassemann Verdasco in Houston, die hat keine Sau daheim interessiert. Nadal, das ist natürlich jetzt auch eine andere Liga, schon nach dem Sieg in Halle letztes Jahr gegen ihn war die Hölle los, tausend Glückwünsche, tausend Mails.

Was bedeutet Wimbledon für Sie?

Ein wunderbarer, traumhafter Ort, den man umso mehr schätzen lernt, wenn man sich in der Qualifikation fürs Turnier durchsetzen muss. Denn die Qualifikation findet ganz woanders statt, in Roehampton, und das ist schon eine Plackerei ohne Grand Slam-Flair.

Das Spiel gegen Nadal war Ihr erster Auftritt überhaupt auf dem Centre Court.

Besser kann es nicht sein. Die Premiere auf dem Centre Court, ein Sieg gegen Nadal, das Match deines Lebens wohl. Die Turnierleute hatten mir sogar angeboten, vor dem Match mal den Platz betreten zu können, mich an die andere Dimension zu gewöhnen. Aber ich habe es abgelehnt: Ich hatte ein gutes Gefühl nach dem Halle-Sieg gegen Nadal, ich wusste, was ich zu tun hatte.

Interview: Jörg Allmeroth

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