Wiesinger-Doku über das Glück der Liebe: Ehe, wem Ehe gebührt
In seiner Doku "Für immer und ewig" lässt der Schauspieler Kai Wiesinger sieben Paare von Höhen und Tiefen ihrer Ehen erzählen. Und hält sich angenehm zurück.
K ai Wiesinger hat einen Film gedreht - ja, der Kai Wiesinger ("Comedian Harmonists", "Die Gustloff"). Dass Wiesinger Filme dreht, ist also nichts Besonderes - solange es sich um Spielfilme handelt und Wiesinger die Hauptrolle spielt. Doch "Für immer und ewig" ist ein Dokumentarfilm, sein dritter schon, und Wiesinger drängt sich nicht ins Bild - weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinne.
Stattdessen lässt der Autor sieben Paare unterschiedlichen Alters aus dem Alltag ihrer Ehen erzählen, um die der Zuschauer einige beneidet, andere ganz sicher nicht. Wiesinger enthält sich jeglichen Kommentars. "Jeder hats anders als die anderen", sagt er bei der Vorstellung der NDR-Produktion in Hamburg. Und: "Jedes Paar hat so seine Liebenswürdigkeiten."
Auf der Suche nach dem "Geheimnis der glücklichen Ehe" (Untertitel) begegnen wir Brigitte und Edmund Drückhammer, beide Rentner, die den Tag gerne mal mit einer Kissenschlacht beginnen und mit einem gemeinsamen Wannenbad beschließen. "Wir sind mehr am Spaßen als wie am Brüllen", sagt sie. Und er? Streichelt die Schulter seiner "exakten Hausfrau" und sagt: "Ich bin froh, dass ich sie habe." Sie, sichtlich erfreut: "Das sagt er mir jeden Tag."
Toll.
Beeindruckend ist auch Wiesingers Gabe, seine fernsehunerfahrenen Protagonisten ("Wir wollten keine Paare, die von sich aus in eine Talkshow gehen würden") zum Plaudern über intime Details zu bewegen und dabei platten Voyeurismus zu umschiffen. "Ein Geschenk der Paare" nennt der Autor deren Offenheit - eine sympathische Untertreibung. "Mit äußerster Akribie, Sorgfalt und Zeit" habe Wiesinger das Projekt verfolgt, hebt seine Redakteurin Barbara Denz hervor. Wiesinger, der zur "Kompensation" seines Berufs in Drehpausen mit dem Filmen begonnen hat, ist es gelungen, den Promibonus in Vertrauen umzuwandeln - auch eine Form von Beziehungsarbeit.
Etwa fünf Mal hat sich Wiesinger mit jedem der Paare getroffen, stundenlang, zumeist bei ihnen zu Hause, teilweise hat er selber gefilmt. "Setzen Sie sich hin, wo Sie wollen, wie Sie wollen" und "Erzählen Sie mir alles erst, sobald die Kamera läuft" waren seine einzigen Regieanweisungen. So bleibt viel Raum für die Selbstdarstellung der Paare - entlarvende Vorträge inklusive. "Dominant in unserer Beziehung bin ich", stellt etwa Rosi Arndt ohne Umschweife klar. Von einem zaghaften "Glaubst du?" ihres Mannes Petar Vasovic lässt sie sich nicht aus dem Konzept bringen: "Einer muss immer den Weg vorgehen und der andere muss ihn mitgehen. Mein Mann lebt damit, dass ich dominant bin, nicht schlecht. Gell, Hasi?" Hasi antwortet nicht.
"Der Film ist ein Aufruf, einander zuzuhören", sagt Wiesinger. Es wirkt nicht gerade so, als würde seine Erkenntnis in dieser Beziehung besonders hochgehalten. Und trotzdem funktioniert sie. Liebe ist eben ein großes Rätsel. Und harte Arbeit.
("Für immer und ewig", Mittwoch 23.30, ARD)
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