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Wiederaufbau in SyrienMit viel Hoffnung ins neue Jahr

Aufbauhilfe sollte durch deutsch-syrische Partnerschaften geschehen. Ein gutes Beispiel sind die „Klinikpartnerschaften“, die Ministerin Schulze plant.

Aufbauhilfe wird dringend benötigt: Eine Gruppe mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze Mitte Januar in Damaskus Foto: dpa | Sebastian Gollnow

F ür mich hat das noch recht neue Jahr 2025 bisher hauptsächlich neue Hoffnung gebracht – gerade nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas sowie der Freilassung der Geiseln. Ich hoffe ebenso auf Frieden in der Ukraine, im Sudan und in den vielen anderen Regionen unserer Welt. So geht es mir auch mit meinem ersten Heimatland Syrien: Dort ist nach 13 Jahren Krieg und nach jahrzehntelanger, brutaler Diktatur die Hoffnung auf einen Neubeginn groß.

Und worauf hoffen die Menschen in Deutschland? Ich hatte erwartet, dass sich der Wahlkampf vor der deutschen Bundestagswahl vor allem um wirtschaftliche Fragen drehen wird. Schließlich machen die Inflation, die schlechte Wirtschaftslage und die steigenden Lebenskosten vielen Menschen große Sorgen. Vielleicht lag meine Erwartung auch daran, dass ich seit Anfang Dezember die Nachrichten in Syrien so intensiv verfolge wie seit Jahren nicht mehr – dort dreht sich sehr viel um die Frage der wirtschaftlichen Entwicklung.

Denn mit jeder Reportage, jedem Video, jedem Post auf Social Media wird deutlich, wie komplett und tiefgehend das Assad-Regime das Land zerstört hat. Gleichzeitig sehe ich auch, wie Syrerinnen und Syrer nun versuchen, ihre Städte, ihre Gesellschaft und auch sich selbst wieder aufzubauen.

Dafür braucht es jede erdenkliche Form der Unterstützung. Letztens sah ich einen Aufruf auf Instagram, dass Menschen mit landwirtschaftlichen Kenntnissen sich am Neuaufbau einer nationalen Saatgutbank beteiligen können.

Syrisch-deutscher Austausch

Ein hoffnungsvolles Beispiel für praktische Wiederaufbauhilfe – die unpraktischen und wenig hilfreichen Vorschläge von deutschen Po­li­ti­ke­r*in­nen zum Thema Syrien überspringe ich – kam kürzlich vom Entwicklungsministerium (BMZ). Ministerin Svenja Schulze (SPD) war Mitte Januar in Syrien und gab bekannt, dass ein Projekt zu Partnerschaft und Austausch zwischen syrischen und deutschen Krankenhäusern geplant ist.

Konkret soll Syrien auf die Liste von Partnerländern aufgenommen werden, mit denen Deutschland sogenannte „Klinikpartnerschaften“ führt. Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland können mit diesen finanzierten Partnerschaften nach Syrien reisen, dort medizinische Trainings geben oder syrisches Fachpersonal an neuen Geräten unterstützen. Ebenso sollen syrische Ärztinnen und Ärzte für Weiterbildungen nach Deutschland reisen.

Die Ministerin betonte interessanterweise, dass Deutschland auch ein Interesse daran habe, syrisch-deutsches Medizinfachpersonal hier zu halten. Sie sagte: „Wir wollen mit dem Aufbau der deutsch-syrischen Klinikpartnerschaften ermöglichen, dass beides geht: sich von Deutschland aus für Syrien engagieren.“

So kann Wahlkampf also auch aussehen. So kann man diese historische Entwicklung in Syrien aus deutscher Perspektive also konstruktiv behandeln und gleichzeitig bei neuen Wäh­le­r*in­nen­grup­pen punkten.

Der Erfolg solcher deutsch-syrischen Partnerschaften hängt aber stark davon ab, welche Partei den nächsten Bundeskanzler stellt. Die Hoffnung bleibt dennoch, dass die deutsche Politik uns Syrer*innen, die in Deutschland leben, als Brücke zwischen alter und neuer Heimat sehen und behandeln.

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