Wiederaufarbeitungsanlage in China: Protest gegen atomfreundliche Politik
Tausende Chinesen demonstrieren in Lianyungang gegen den geplanten Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage. Es soll zu Polizeigewalt gekommen sein.
Ein anderer Bewohner der 480 Kilometer nördlich von Shanghai gelegenen Hafenstadt berichtete von „Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften“. Auf Fotos in den sozialen Netzwerken waren Demonstranten auf einem öffentlichen Platz zu sehen, die von hunderten Polizisten umringt waren. Die Polizei dementierte ein „Gerücht“, wonach Beamte Demonstranten geschlagen haben und ein Teilnehmer an den Folgen seiner Verletzungen gestorben ist.
Hintergrund der Proteste sind Pläne für den Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage durch die staatliche chinesische Atomgesellschaft CNNC in Zusammenarbeit mit dem französischen Energiekonzern Areva. Die beiden Unternehmen einigten sich 2012 auf den Bau einer solchen Anlage in China, der Standort wurde allerdings noch nicht genannt. Die Bewohner von Lianyungang gehen davon aus, dass ihre Stadt die erste Wahl ist, weil CNNC in der Nähe bereits eine große Atomanlage baut.
Die Proteste in Lianyungang verdeutlichen den wachsenden Unmut der chinesischen Bevölkerung über die atomfreundliche Politik ihrer Regierung. Peking setzt immer mehr auf Atomenergie und ermutigt staatliche Firmen, Nuklearanlagen im Ausland zu errichten. In China sind nach Angaben der World Nuclear Association bereits 34 Atomkraftwerke in Betrieb. 20 weitere Akw befinden sich im Bau, und für ein weiteres sollen bald die Bauarbeiten beginnen.
Seit dem Atomunglück im japanischen Fukushima 2011 wachsen allerdings auch bei den Chinesen die Sorgen um die Sicherheit der Atomkraft.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!