Wieder Schwerpunkt in Norddeutschland: Lokführer wollen ohne Ende streiken
Drei Tage lang kann es bei Privatbahnen zu Ausfällen kommen: Insgesamt 60 Stunden soll der Streik dauern. Die GdL hält an ihrem Ziel "gleicher Lohn für alle" fest.
BERLIN taz | Es ist der siebte Streik in sieben Wochen. Die Lokführer der Gewerkschaft GdL haben am Montag wieder ihre Arbeit niedergelegt. Betroffen sind ausschließlich die privaten Bahnunternehmen. Der Streik soll diesmal 60 Stunden dauern, bis Donnerstag früh, 2.00 Uhr. Der letzte GDL-Streik war erst am Samstag zu Ende gegangen. Schwerpunkt ist wieder Norddeutschland.
Beim letzten Streik kam es laut GdL-Angaben auf 70 Prozent der Strecken von Privatanbietern zu Zugausfällen. Komplette Streckenausfälle waren selten, da die Unternehmen mit Schienenersatzverkehr und Leih-Lokführern einstellten.
Die Privatanbieter zeigten sich nun davon überrumpelt, dass der kurzfristig angekündigte Streikbeginn erstmals auf einen Nachmittag gelegt wurde. Dadurch sei es ihnen erschwert worden, Kunden über Ausweichmöglichkeiten zu informieren.
Kompromiss mit Bahn bereits vergangenen Freitag
Die Gewerkschaft der Lokführer versucht mit den verschärften Streiks den Druck auf die Privatbahnen zu erhöhen – mit der Deutschen Bahn hatte sich die GdL bereits am vergangenen Freitag auf einen Kompromiss geeinigt. Dieser sieht Lohnsteigerungen und verbesserte Arbeitsbedingungen für die 20.000 Lokführer der DB vor.
Die Gewerkschaft will nun eine ähnliche Regelung für die circa 6.000 Lokführer der privaten Bahnanbieter. Ein GdL-Sprecher sagte: "Solange wir kein substanziell verbessertes Angebot bekommen, wird es kein Ende der Streiks geben."
Die Mitbewerber der Bahn haben zwar Lohnsteigerungen angeboten, sie verweigern sich aber weiterhin der Hauptforderung der GDL nach einem bundesweit gültigen Rahmentarifvertrag für alle Lokführer. Jörg Puchmüller, Sprecher für die Region Nordost des Unternehmens Veolia, nannte die Forderungen der GDL "nicht nachvollziehbar". Mit einem einheitlichen Tarifvertrag für alle wären die Privatanbieter "nicht länger konkurrenzfähig zur Deutschen Bahn". Verärgert reagierte auch das Bahnunternehmen Metronom: "Die GDL geht gezielt die Fahrgäste an", sagte eine Sprecherin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Berliner Kultur von Kürzungen bedroht
Was wird aus Berlin, wenn der kulturelle Humus vertrocknet?
Argentiniens Präsident Javier Milei
Schnell zum Italiener gemacht
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?