■ Wie wollen Sie betrauert werden?: Ein Bäumchen und viel Rock 'n' Roll
Sebastian Ortmann, 25 Jahre, Werbe-Gestalter
Ich werde sicher nicht einfach in einer Plastiktüte in die Erde versenkt. Aber die Freunde und Verwandten werden meinen Tod bestimmt ganz ruhig und ohne viel Aufwand begehen. Und das finde ich gut so. Ich brauche nämlich kein Leichenhemd für ein paar tausend Mark oder einen teuren Sarg. Und als Inschrift reicht der Name und die Lebensdaten. Also nichts zu christlich oder kirchlich Angehauchtes.
Bettina Kopps, 35 Jahre, Journalistin
Wenn man stirbt, sind erst einmal ein paar Leute sehr traurig. Doch dann vergehen die Jahre und Jahrzehnte, und diese Leute werden immer weniger. Und irgendwann wird es niemanden mehr geben, der die Miete für die Grabstätte verlängert. Dann verschwinde ich wirklich aus der Erinnerung. Das ist auch in Ordnung so. Wie mein Grabstein einmal genau aussehen soll, ist mir daher völlig Wurst.
Gösta Wellmer, 18 Jahre, Schüler
Mir ist vor allem wichtig, daß ich jetzt möglichst gute Bilder male. Wenn ich tot bin, bleiben die erhalten, und so lebe ich in ihnen weiter. Als Künstler hat man eben die Möglichkeit, etwas Zeitloses zu sagen. Wenn ich mir Van Gogh angucke, denke ich, daß er sehr expressiv seine Gefühle ausgedrückt hat. Und er hat seine Gefühle in eine Form gebracht, die die Leute heute noch bewegt.
Martina El-Lehan, 34 Jahre, Kauffrau
Was mich vor allem stört, sind diese ganzen schrecklichen Grabstätten. Darauf könnte ich wirklich verzichten. Meine Kinder und meine Freunde sollen mich in Gedanken lieb behalten und nicht so, daß sie ständig auf den Friedhof rennen und da Blumen gießen. An einem Grabstein würde mir gar nichts liegen. Ich finde es viel schöner, wenn man mir zu Ehren einen Baum pflanzt.
Ceyhan O., 20 Jahre, Schülerin
Ich stelle mir vor, daß nach meinem Tod meine Freunde die permanente Revolution fortführen. Was mit meinem Körper dann passiert, ist mir egal. Meinetwegen soll meine Asche dann auf den Meeren verstreut werden. Auf jeden Fall sollen aber meine Freunde dann tanzen. Und einfach weiterleben. Jetzt erst recht. Als Motto könnten sie in Erinnerung behalten: Man soll immer laut sagen, was ist.
Michal Braclovski, 22 Jahre, Schüler
Es ist mir ganz scheißegal, was nach dem Tod passiert. Das Wichtigste ist, was im Leben passiert. Wenn ich gestorben bin, werden meine Freunde hoffentlich einfach machen, was sie wollen. Sie sollen am besten eine ganz normale Party feiern mit Bier und Drogen. Wird sicher ganz lustig. Als Musik läuft dann viel Rock 'n' Roll. Der stirbt nämlich überhaupt nicht.
Umfrage: Christoph Schäfer
Fotos: Rolf Schulten
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