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■ KURZMELDERWie wird Berlin zum Tanzzentrum?

Prominente Vertreter der Berliner Tanzszene wollen die Doppelstadt wieder zum europäischen Zentrum des Tanzes machen. Zu diesem Zweck gründeten sie einen »Gesprächskreis Tanz«, der am Dienstag sein Konzept einer neuen Spielstätte für Ballett und modernen Tanz vorstellte.

Der Gesprächskreis, eine gemeinsame Initiative von den Balletttruppen der drei Opernhäuser der Stadt, der freien Tanzszene, der Akademie der Künste (West) und des Hebbel-Theaters, will für die völlig überlasteten Bühnen einen geeigneten Aufführungsort finden. Dazu hatte ihnen die Kultursenatorin Anke Martiny den Auftrag erteilt. Nach den Vorstellungen der Beteiligten sollen sowohl die drei Berliner Opernballettensembles als auch die freien Tanzgruppen an dieser neuen »Tanzbühne Berlin« feste Spielzeiten erhalten. Außerdem soll eine Ausbildungseinrichtung für zeitgenössischen Tanz geschaffen werden.

Fortgesetzt werden soll gleichzeitig die Vorbereitung des sogenannten »Tanzhauses«, eines Kommunikationszentrums mit Archiv, Datenbank und Bibliothek, das auch Schaltstelle für die Koordination des Tanzgeschehens in Berlin sein soll. In diesem Zusammenhang wird die Rückführung des Tanzarchivs von Leipzig nach Berlin empfohlen.

Angesichts der Gefährdung einzelner Theater durch die neue Konkurrenzsituation stellen sich die Initiatoren vor, eines der bereits bestehenden Theaterhäuser für das Projekt »Tanzbühne Berlin« umzufunktionieren. Dabei könnte dann auch der bereits an ein Haus gebundene Etat verwendet werden. Der Vorschlag von Kultursenatorin Martiny, die beiden Volksbühnen Berlins in Tanzhäuser zu verwandeln, sei bei den Betroffenen auf wenig Gegenliebe gestoßen. Nele Hertling, Intendantin des Hebbel-Theaters, brachte am Dienstag das Theater Metropol ins Gespräch, betonte jedoch, daß »kein gewachsenes Haus erobert werden soll«.

Martiny äußerte dazu am Dienstag, die Suche nach einem geeigneten, möglichst bald bespielbaren und finazierbaren Haus werde weiter »schwierig bleiben«. Dies habe die jüngste, sehr kontroverse Diskussion um die beiden Volksbühnen gezeigt. Das Problem könne nicht auf Kosten funktionierender Theater gelöst werden. Die Senatorin sprach sich dafür aus, die Staatliche Ballettschule Berlin als ein Zentrum der Tanzausbildung in der bisherigen Konstruktion zu erhalten. Dies müsse in Zusammenarbeit mit der Senatsschulverwaltung und dem Bundesbildungsministerium geschehen. Außerdem teilte die Senatorin mit, daß im Kulturetat 1991 weitere 485.000 Mark für tänzerische Einrichtungen veranschlagt wurden.

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