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Wie kam der Elefant zu Tode?

■ Den norddeutschen Steinzeitjägern auf der Spur / Ausstellung in Verden

Die Leiche ist identifiziert, die Tatwaffe sichergestellt. Doch wie geschah die Tat? Zu Tode kam ein Waldelefant, vor etwa 100.000 Jahren in einer Mergelgrube in Lehringen bei Verden. Die Tatwaffe ist ein Speer aus Eibenholz — die vermutlich älteste Holzwaffe der Welt. Die Ausstellung „Jagdterchniken der Steinzeit“ versucht, die Tat zu rekonstruieren. Zu sehen ist sie noch bis zum 29. September im Verdener Heimatmuseum, danach geht's auf Wanderschaft durch Niedersachsen und abschließend nach Hamburg.

Prähistorischer Krimi

Erster Blickfang ist ein riesiger Wandbehang, auf dem die Erlegung des Elefanten fast lebensgroß nachgebildet wurde. Texttafeln mit wenigen Zeichnungen und Fotografien füllen den kleinen Ausstellungsraum. Läßt man sich auf die Lektüre ein, nimmt man Teil an einem prähistorischen Krimi: Da werden drei Hypothesen über den Tathergang aufgestellt. Die nur 1,50 Meter großen Steinzeitmenschen könnten dem Tier in der Nähe des Lehringer Sees aufgelauert und es von oben, auf Bäumen hockend, getötet haben. Vielleicht hat aber auch ein einzelner Jäger den Eibenspeer von unten zwischen die Rippen des gut vier Meter hohen Tieres gestoßen. Dritte Möglichkeit: eine Gruppe herumstreifender Jäger stieß zufällig auf das Tier und verwundete es tödlich. Der Elefant schleppte sich noch bis zum See und verendete.

In einem spannenden Indizienprozeß wird der Lehringer Fall mit den Jagdmethoden der Clovisjäger (Paläoindianer) in Nordamerika verglichen. Die lauerten dort vor etwa 10.000 Jahren den Mammuts auf. Eine weitere Annäherung an die Wahrheit bringt der Vergleich mit der Elefantenjagd der Pygmäen in Afrika, deren Methoden bis in die Gegenwart unverändert blieben. Zum Schluß fällt das Urteil für die Gruppentheorie mit der Lanze von unten.

Elefantenspuren führen durch das Museum bis zu der Ecke, wo unscheinbar in einem Eckschrank das corpus delicti, der Eibenspeer, besichtigt werden kann. Der war jahrzehntelang Zankapfel zwischen dem Landesmuseum Hannover und dem Verdener Heimatmuseum. Doch das ist eine andere Geschichte, die man ebenfalls in der Ausstellung nachlesen kann. asp

Das Verdener Heimatmuseum ist geöffnet Dienstag bis Freitag 9.00-12.00 und 15.00-17.00 Uhr; Samstag 9.00-14.00 Uhr und Sonntag 14.00-17.00 Uhr.

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