Wie geht's dem Watt?: WWF: Watt-Alarm
■ Nationalparks in schlechtem Zustand
Hamburg. Kurz und prägnant ist das Fazit einer Studie über den Zustand der norddeutschen Küsten-Nationalparks, die der World Wide Fund for Nature (WWF) gestern in der Hansestadt vorstellte. Insgesamt, so WWF-Geschäftsführer Georg Schwede, fehlten „der Respekt vor der Natur“ und „der politische Wille, sie nachdrücklich zu schützen“.
Viele Tiere wie die Kegelrobbe, die Zwergseeschwalbe oder die Schweinswale in Nord- und Ostsee sind stark bedroht. Selbst in den besonders geschützten Gebieten der Küsten-Nationalparks lassen Motorboote, Campingplätze, Schnellfähren und militärische Tiefflüge keine ungestörte Entfaltung der Tier- und Pflanzenwelt zu. Hinzu kommen Bedrohungen durch die Erdölförderung direkt vor der Vogelinsel Trischen nördlich der Elbmündung und die Schießübungen der Bundeswehr in der Meldorfer Bucht. „Die Studie zeigt aus unserer Sicht eine bittere, nüchterne Bilanz“, resümierte Schwede.
Um die Natur, „die noch da ist“, dauerhaft zu sichern, müßten all diese Gefährdungen umgehend beseitigt werden. Auch müßten die drei zuständigen Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen in die Betreuung der Touristen investieren. Nach einer Emnid-Studie plädieren 95 Prozent der Deutschen für mehr Nationalparks, wußte Schwede zu berichten. Die Urlauber seien „interessiert an intakter Natur“, doch fehle es an Personal, das über das Gelände informiere. Im 240.000 Hektar großen niedersächsischen Wattenmeer-Nationalpark sind gerade mal sechs MitarbeiterInnen mit der Information von Besuchern und dem Schutz von Ruhezonen der Tiere, wie zum Beispiel Seehundbänken, beschäftigt. Im Hamburgischen Teil rund um die Insel Neuwerk vor Cuxhaven arbeitet nur eine „Rangerin“.
Dabei ist die 11.700 Hektar große Wattfläche vor der Elbmündung das weltweit wichtigste Rastgebiet der Brandgänse. Rund 200.000 Vögel werden sich auch in diesem Sommer dort für ein paar Wochen zur Mauser niederlassen, ungestört; von Wattwanderern, Militärjets und Motorbooten werden die zeitweise flugunfähigen Vögel allerdings nicht sein.
„Wo der WWF recht hat, hat er recht“, kommentiert Klaus Janke diese Befunde. Der Leiter des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer in der Hamburger Umweltbehörde ist sich der Defizite im Naturschutz durchaus bewußt. Es fehle keineswegs, so Janke, am politischen Willen, „das Wünschenswerte zu machen“, sondern schlicht am Geld: „Die Kassen sind bekanntlich leer“. Stoßseufzer über „die Haushaltslage, Sie verstehen“, dringen auch aus den Umweltministerien in Hannover und Kiel. Aber, versichert Wolfgang Götze, Sprecher des schleswig-holsteinischen grünen Umweltministers Rainder Steenblock: „Der WWF spricht uns aus dem Herzen“. Sven-Michael Veit
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