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„Wie ein Kartenhaus“

■ In Bastia stürzte kurz vor dem Pokalhalbfinale gegen Marseille eine Behelfs-Tribüne ein/ Mindestens 20 Tote

Bastia (dpa) — Beim Einsturz einer behelfsmäßigen Zuschauertribüne im Furiani-Fußballstadion von Bastia auf Korsika sind am Dienstag abend mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Nahezu 700 der 18.000 Zuschauer wurden verletzt, viele schweben in Lebensgefahr.

Die Katastrophe ereignete sich gegen 20.20Uhr kurz vor dem Anstoß zum Pokalhalbfinalspiel Bastia SC gegen Olympique Marseille. Die hinteren oberen Ränge der Tribüne, mit der die Plätze in dem kleinen und überalterten Stadion für das Schlagerspiel um 10.000 aufgestockt worden waren, stürzten nach Augenzeugenberichten „wie ein Kartenhaus“ ein. Zuschauer stürzten bis zu 30 Meter in die Tiefe oder wurden unter den schweren Metallteilen begraben. „Es gab einen großen Knall, dann war Stille. Danach kamen die Schreie“, berichtete ein junger Zuschauer. Nach dem Unglück brach eine Panik aus. Die Verletzten wurden zunächst auf dem Rasen versorgt. Da die Krankenhäuser auf Korsika innerhalb kürzester Zeit völlig überfüllt waren, wurden Hunderte von Verletzten mit Hilfe einer Luftbrücke in Krankenhäuser auf das französische Festland gebracht.

Es wird vermutet, daß die Fans das Gerüst durch rhythmisches Stampfen der Beine in Schwingung versetzten und dadurch zum Einsturz brachten. Bereits Stunden vor Spielbeginn waren sie vergeblich über Lautsprecher aufgefordert worden, mit dem Stampfen aufzuhören. Augenzeugen berichteten, Keile, mit denen die Unebenheit des Geländes ausgeglichen wurde, seien nicht im Boden verankert gewesen.

Die Firma, die ähnliche Tribünen für die Olympischen Winterspiele von Albertville errichtet hatte, widersprach Meldungen, daß sie auch die Tribüne in Bastia gebaut habe. Verantwortliche des französischen Fußballverbandes erklärten, der Tribünenbau habe allen Sicherheitsanforderungen entsprochen. Er habe alle Garantien der Baufirma sowie der zuständigen Sicherheitsbehörden, erklärte Verbandspräsident Jean-Fournet Fayard. Der Vorsitzende des SC Bastia, Jean-Francois Filippi, sagte, man habe ihm versichert, die Tribüne sei fest „wie Beton“. Die ausführende Firma bezeichnete das Unglück als „unbegreiflich“.

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