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„Wie ein Groschenapparat“

■ St. Paulis Präsident Heinz Weisener hält die Schulden des Vereins für nicht bedrohlich. Zukunft aber nur mit neuem Stadion

Der von wirtschaftlichen Sorgen geplagte FC St. Pauli sieht den einzigen Ausweg aus der finanziellen Misere im Bau eines neuen Fußball-Stadions. „Mit unserem desolaten Stadion, das wie ein Groschenapparat Geld frißt, läßt sich der Verein nicht refinanzieren. Wir schreiben ständig rote Zahlen. Nur mit einem modernen Stadion haben wir eine hoffnungsvolle Zukunft“, sagte der St.-Pauli-Präsident gestern.

Weisener räumte ein, daß es in der vergangenen Saison zu einer Neuverschuldung des Vereins gekommen ist. Die in der Öffentlichkeit kursierende Summe von 4,5 Millionen Mark wollte er allerdings nicht bestätigen. „Ein Verein in der 2. Liga mit einer mehr als bescheidenen Arena kann unmöglich einen ausgeglichenen Haushalt haben.“ Konkrete Zahlen zur wirtschaftlichen Situation sollen auf der Jahreshauptversammlung am 30. Oktober genannt werden. Weisener: „Wir mußten in der vergangenen Saison Schulden machen, sonst wären wir in die Bedeutungslosigkeit abgestiegen. Leider haben wir das Ziel Aufstieg knapp verpaßt.“ Die gescheiterte Rückkehr in die Bundesliga hat die finanzielle Misere weiter verschärft: Durch geringere Werbe-, Fernseh- und Zuschauererlöse geriet der Zweitligist weiter ins Hintertreffen.

Der 70 Jahre alte Architekt, der in den acht Jahren seiner Präsidentschaft bis zu 20 Millionen Mark aus seinem Privatvermögen für die Entschuldung des Vereins aufgebracht haben soll, will nicht länger die Etat-Löcher stopfen. „Es heißt immer: Weisener wird's schon richten. Aber damit muß Schluß sein“, betonte er.

Mit dem Bau der neuen Fußball-Arena am Millerntor, die rund 85 Millionen Mark kosten soll, sind dem FC St. Pauli wesentlich höhere Einnahmen garantiert. Das mit einer mobilen Dachkonstruktion geplante Stadion soll 35.000 Zuschauer fassen. Mit der besseren Vermarktung der neuen Arena und der Vermietung an Fremdnutzer will der Verein weitere Einnahmequellen erschließen. „Ich befasse mich Tag und Nacht mit dem Stadion“, sagte Weisener. „In der Saison 2000/2001 spielen wir garantiert in der neuen Arena.“ Als Baubeginn ist die kommende Winterpause vorgesehen. dpa

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