: Wie beim Viehtransport
■ Viele Klagen bei Atlanta Sports 95
Atlanta (dpa) – Knapp elf Monate vor den Sommerspielen in Atlanta offenbarten die olympischen Testwettkämpfe Mängel bei Sportstätten, Wettkampf- und Trainingsorganisation, der Unterbringung und im Sicherheitsbereich. „Behandlung wie beim Viehtransport“, „Überwachung wie im Gefängnis“, „Durchführung wie bei einem Bezirkssportfest“ – so reagierten enttäuschte Athleten, Trainer und Offizielle auf die ärgerlichen Zustände. „Auf viele Dinge waren wir nicht vorbereitet, aber wir konzentrieren uns hauptsächlich auf Olympia“, gab Billy Payne, Chef des Organisations-Komitees (Acog), zu.
Maßnahmen wie der Straßenbau, die Fertigstellung des Athletendorfes, des Olympiastadions und eines Olympiaparks in der Innenstadt hinken weit hinter dem Zeitplan her. Paynes selbstbewußtes Versprechen, „die besten Spiele aller Zeiten ohne Steuergelder“ auszurichten, erhöhen den Erfolgsdruck auf das Acog. Doch der Etat der Jubiläumsspiele, der rund 1,6 Milliarden Dollar beträgt, ist noch nicht komplett gesichert. Die Finanzknappheit verursacht etliche Verzögerungen.
Mit der stundenlangen Anmeldeprozedur nach dem Ausfall des Computersystems fing es an. Das Hockeyfeld muß für mehrere Millionen Dollar saniert werden, weil eine miserable Wasserdrainage den Kunstrasen uneben machte. Beim Badminton störte die Klimaanlage den Flug der Bälle, beim Tischtennis die Deckenbeleuchtung die Sicht der Spieler, und im supermodernen und hochgelobten Aquatics Center war fast alles bestens – nur das Wasser war zu kalt.
„Wir Amerikaner sind sehr gut, wenn es darum geht, Sachen anzupacken, und das werden wir der Welt zeigen“, erklärte Payne, aber die geringe Bereitschaft seiner Assistenten, auf Ratschläge internationaler Verbände zu reagieren, hat zumindest bei „Atlanta Sports 95“ prompte Verbesserungen der Mißstände verhindert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen