piwik no script img

Wettstreit der PotentatenLukaschenko hat den längeren

Putins Superhecht ist ein Zwerg dagegen: Einen 57 Kilo schweren Wels will Weißrusslands Diktator geangelt haben. Keine Kunst - der Fisch kommt aus verstrahlten Gestaden.

Armer Wels: Muss als Schwanzverlängerung für osteuropäische Autokraten herhalten. Bild: imago / blickwinkel

BERLIN taz | „Jetzt kann man sich darüber streiten, wer von den Diktatoren den Längeren hat.“ Und: „Hat Lukaschenko den Fisch mit dem Finger gefangen oder mit seinem Würmchen?" So lauteten am Donnerstag zwei von dutzenden Kommentaren auf dem russischen Nachrichtenportal gazeta.ru zu der Topmeldung des Tages.

Die kam dieses Mal aus Weißrussland. Staatslenker Alexander Lukaschenko wartete bei einer Kabinettssitzung mit geradezu sensationellen Neuigkeiten auf. Einen 57 Kilogramm schweren Wels sowie zwei weitere Exemplare derselben Gattung mit 24 bzw. sieben Kilogramm Gewicht will „Batka“ (Väterchen), wie seine Untertanen ihren etwas schlicht gestrickten Präsidenten nennen, an Land gezogen haben.

Vize-Regierungschef Michail Rusy bestätigte den Fang, der interessierten Zuschauer des staatlichen Fernsehens jedoch leider vorenthalten wurde. Wenn er seine Zeit nicht gerade damit verbringt, Oppositionelle zusammenknüppeln und ins Gefängnis stecken zu lassen, gibt sich Lukaschenko gerne naturverbunden.

Der Ausnahme-Wels ging ihm im Fluß Pripjat an den Haken, der sich durch eine landschaftlich reizvolle Umgebung im Gomeler Gebiet schlängelt.

Fall-out-Region als Naherholungsgebiet

Hier ging im April 1986 nach der Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl ein Großteil des Fallouts nieder. Noch immer sind bislang unbekannte Pflanzenarten zu besichtigen und Kühe geben so viel Milch, dass sie den Fünfjahresplan in zwölf Monaten erfüllen.

Doch jetzt ist offensichtlich wieder alles in Ordnung. Das meint zumindest Lukaschenko. Noch bis vor nicht allzulanger Zeit habe es im Pripjat keine Fische gegeben. „Doch wenn du jetzt auch nur einen Finger hineinsteckst, dann kommen sie schon in Scharen“, sagte er.

Besagte Region ist also auf dem besten Weg, sich zu einem attraktiven Naherholungsgebiet zu entwickeln, lautete die Botschaft Lukaschenkos an seine Landsleute.

Doch sie hatte auch noch einen anderen Adressaten: Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Der hatte sich erst in der vergangenen Woche PR-wirksam damit gebrüstet, in Sibirien einen 21 Kilogramm schweren Hecht erbeutet zu haben. Entsprechende Kommentare liessen auch in diesem Fall nicht lange auf sich auf sich warten. Ein kritischer Blogger verortete das Gewicht des Fisches bei maximal elf Kilogramm.

Und ein anderer schrieb: „Ein so schwerer Hecht könnte überhaupt nicht schwimmen, er würde auf den Grund sinken.“ Nun ja - hin wie her. Ein paar Kilogramm spielen keine Rolle. Und zumindest für kurze Zeit hat Lukaschenko erst einmal Oberwasser.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare